In einem kürzlich erschienenen Buch warnt Christian Klar, ein erfahrener Lehrer und Schulleiter, vor alarmierenden Entwicklungen im Schulalltag, die zunehmend mit dem Einfluss des Islams in Verbindung gebracht werden. Klar, der seit 40 Jahren im Bildungswesen tätig ist, beschreibt ein Umfeld, in dem muslimische Schülerinnen und Schüler eine ablehnende Haltung gegenüber anderen Glaubensrichtungen einnehmen. Es berichten sich Geschichten von Mobbing gegen Andersgläubige und von Mädchen, die aus Angst vor Diskriminierung Kopftücher tragen, um sich zu schützen. Diese Sorgen decken sich mit einer wachsenden Tendenz, dass Mädchen aus Überzeugung Kleidungsstücke wie den Hijab oder die Abaya tragen und sich gelegentlich sogar vollständig verschleiern.
Ein zentrales Problem erkennt Thomas Krebs, der Lehrervertreter der FCG, in der sich verändernden Schulkultur. „Die Dynamik ist enorm“, äußert er sich zur APA über die Situation in Wien. Während des Ramadan, der Zeit des Fastens für Muslime, habe der Unterricht zunehmend unter den Auswirkungen zu leiden, da viele Kinder aufgrund des Fastens unterernährt und dehydriert sind, was ihre Lernleistungen beeinträchtigt. Alarmierend ist auch die steigende Zahl von Volksschülern, die am Fasten teilnehmen, obwohl es für Kinder unüblich ist. Der Sportunterricht wird durch religiöse Vorschriften ebenfalls erschwert, wenn beispielsweise Mädchen ihr Turngewand nicht tragen können oder das Kopftuch nicht ablegen wollen. Ferner werden zunehmend Forderungen nach Gebetsräumen in den Schulen laut.
Die Herausforderungen im Bildungswesen
Ein weiteres ernstzunehmendes Problem ist das Gefühl der Ablehnung gegenüber der säkularisierten Gesellschaft, das Klar beobachtet. Diese Haltung wird von einigen Schülern offen zur Schau getragen, wobei das demokratische System als Schwäche angesehen wird. Einige Schüler haben Schwierigkeiten mit dem Besuch von Polizeibeamten, die Präventionsprogramme an Schulen durchführen. Viele Eltern, die meist an Integration interessiert sind, zeigen sich von den Äußerungen ihrer Kinder überrascht und besorgt. Es wird vermutet, dass sozialen Medien wie TikTok zu einer Art „Gehirnwäsche“ beitragen, indem sie Bedrohungen für den Islam in Europa propagieren.
Thomas Bulant, ein Vertreter der SPÖ-Lehrer, äußert Bedenken gegenüber Verallgemeinerungen aus Klars Berichten, weist aber darauf hin, dass die verstärkte Verhüllung unter Mädchen an öffentlichen Schulen in Wien nicht ignoriert werden kann. Er betont zudem, dass es wichtig ist, das Verhalten von Burschen zu thematisieren, die durch ihre kulturelle Prägung versuchen, Kontrolle über das Aussehen ihrer Geschwister zu erlangen. Lehrer stehen oft vor der Herausforderung, bei der Auseinandersetzung mit diesen Themen, Rassismusvorwürfe zu hören. Das Problem wird nach Bulants Ansicht durch die Einflussnahme sozialer Medien verschärft.
Unterstützung und Maßnahmen gefordert
Laut Paul Kimberger, dem obersten Lehrervertreter in Österreich, sind ähnliche Phänomene, wie sie von Klar geschildert werden, auch in anderen österreichischen Städten zu beobachten, jedoch nicht in dem Ausmaß wie in Wien. Die persönliche Freiheit, so Kimberger, wird beeinträchtigt, wenn Verhaltensnormen nicht mehr eingehalten werden. Integration erfordere ein gegenseitiges Verständnis und eine Anpassung von beiden Seiten. Daher sollten Bildungsbehörden und andere Institutionen, die Unterstützung leisten, deutlich gestärkt werden. Viele Lehrer fühlen sich, so Kimberger, häufig alleingelassen bei der Bewältigung der gegenüberstehenden Herausforderungen.
Die Problematik, die Klar in seinem Buch „Was ist los in unseren Schulen?“ anspricht, zeigt die Komplexität der aktuellen Situation in Schulen auf und öffnet Raum für eine grundlegende Diskussion über die Integration, die kulturellen Identitäten und die Rolle der Schule in einer multikulturellen Gesellschaft.