Im Vorfeld der Veröffentlichung seines Buches „Was ist los in unseren Schulen?“ hat Christian Klar, ein erfahrener Direktor einer Brennpunktschule in Wien-Floridsdorf und aktiver Politiker der ÖVP, alarmierende Beobachtungen über die zunehmende Präsenz nationaler und religiöser Strömungen in österreichischen Schulen geteilt. Klar, der bereits seit 40 Jahren im Bildungswesen tätig ist, äußert sich besorgt über die wachsende Rolle des Islam im Schulalltag und deren Auswirkungen auf Schüler und Lehrer gleichermaßen.
In Klares Buch werden spezifische Vorfälle geschildert, die darauf hinweisen, dass viele muslimische Schüler abweichende Haltungen gegenüber anderen Religionen entwickeln. Dies führt zu einem besorgniserregenden Klima, in dem Andersgläubige gemobbt werden und Mädchen das Hijab oder die Abaya aus Angst vor Anfeindungen tragen. Die Schulleitung, so Klar, sollte ein Ort sein, an dem demokratische Werte gelehrt und gefördert werden. „Wir brauchen eine starke Schule, in der Grundhaltung und Werte einer Demokratie vorgelebt und durchgesetzt werden“, fordert er. Die Bildungseinrichtungen müssen, so Klar, eine wichtige Rolle spielen, um nachhaltig gefestigte Werte zu vermitteln und aufrechtzuerhalten.
Wachsende Herausforderungen im Unterricht
Ein häufig angesprochenes Problem in Klares Buch ist die zunehmende Verbreitung des Fastens, vor allem während des Ramadan, das sich negativ auf den Unterricht auswirkt. Schüler, die kaum Nahrung oder Flüssigkeit aufnehmen, können keine ausreichende Leistung erbringen, was zu erheblichen Störungen im Schulablauf führt. Diese Veränderungen sind nicht nur auf weiterführende Schulen beschränkt, sondern betreffen zunehmend auch Volksschulen.
Zusätzlich sieht sich der Sportunterricht besonderen Herausforderungen gegenüber, etwa wenn Mädchen aus religiösen Gründen keine angemessene Sportkleidung tragen möchten. Lehrer Thomas Krebs, ein Vertreter der FCG, betont die Wichtigkeit der Förderung von Gemeinsamkeiten in einer multikulturellen Gesellschaft. Er ist besorgt über die Isolation und das Auseinanderdividieren von Schülern auf Grundlage kultureller oder religiöser Zugehörigkeit, was die gesellschaftliche Kohärenz gefährdet.
Die Probleme gehen jedoch über das Schulumfeld hinaus, denn klar wird geöffnet, dass eine Ablehnung gegenüber der bestehenden demokratischen Ordnung unter den Jugendlichen vorherrscht. Klar zählt auf, dass einige Schüler Schwierigkeiten damit haben, wenn Polizeibeamte für Präventionsprogramme in die Schulen kommen – eine Ablehnung, die alarmierend ist. Einige Eltern sind über die Ansichten ihrer Kinder, die sie aus sozialen Medien, insbesondere TikTok, beziehen, verwundert und besorgt.
Beobachtungen von Lehrern und Politikern
Thomas Bulant, ein Lehrervertreter der SPÖ, weist darauf hin, dass die Schilderungen von Christian Klar nicht zu allgemeinen Bewertungen führen sollten, auch wenn die Entwicklung von Mädchen, die sich verhüllen, nicht ignoriere werden kann. Er hebt hervor, dass viele Jungen dazu neigen, sich paternalistisch zu verhalten, was die Gleichberechtigung der Frauen gefährden könnte. Es sei wichtig, diese Themen im Unterricht offen zu diskutieren, auch wenn Lehrer dafür manchmal mit Rassismusvorwürfen konfrontiert werden.
Die besorgniserregenden Entwicklungen in den Schulen sind zuletzt intensiver in den öffentlichen Fokus geraten, insbesondere seit den terroristischen Angriffen auf Israel am 7. Oktober. Felix Stadler, der Bildungssprecher der Wiener Grünen, berichtet von einer Zunahme an negativen Einstellungen gegen die LGBTQ+-Gemeinschaft und Antisemitismus. Dennoch empfiehlt er eine klare, selbstbewusste Haltung gegenüber problematischen Äußerungen und einen starken Bekenntnis zur Demokratie.
Ehemalige Bildungsdirektoren wie Heinrich Himmer fordern dringend ein Umstellen der Integrationsmaßnahmen, die oft zu spät ansetzen. Er kritisiert, dass es zu wenig Unterstützung für Schüler gibt, um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Dies stelle nicht nur eine Herausforderung für einzelne Schulen dar, sondern verlange eine gesamtgesellschaftliche Lösung.
Abschließend äußert Paul Kimberger, der oberste Lehrervertreter in Österreich, dass ähnliche Phänomene auch in anderen Städten beobachtet werden können, jedoch nicht in derselben Intensität wie in Wien. Das Hauptaugenmerk müsse darauf liegen, persönliche Freiheiten zu schützen und ein harmonisches Miteinander innerhalb der Gesellschaft zu fördern. Lehrer und Schulleiter fühlen sich oft hilflos in Anbetracht der Herausforderungen, die sie im Schulalltag bewältigen müssen.