In Wien steht die Schuldenberatung im Mittelpunkt einer besorgniserregenden Entwicklung: Immer mehr Menschen kämpfen mit finanziellen Problemen, die sich durch das wachsende Konsumverhalten, insbesondere bei jungen Erwachsenen, verstärken. Laut dem Fonds Soziales Wien (FSW) benötigen über 12.000 Menschen in der Stadt Unterstützung, während die Privatinsolvenzen leicht gestiegen sind. Diese Faktoren zeigen deutlich, dass der Druck auf die einkommensschwächeren Haushalte in Wien wächst.
Die neuesten Statistiken offenbaren, dass in den ersten sechs Monaten des Jahres insgesamt 1.522 Wienerinnen und Wiener in die Privatinsolvenz gehen mussten, was einem Anstieg von 47 Fällen im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Besonders betroffen sind Männer im Alter zwischen 40 und 59 Jahren. Diese Entwicklung ist alarmierend und wirft Fragen auf, warum gerade diese Altersgruppe so stark betroffen ist.
Die Rolle der Schuldenberatung
Der FSW bietet seit über 35 Jahren kostenlose Schuldenberatungen an, um Menschen durch diese schwierige Zeit zu begleiten. Aus den Erfahrungen der Beratungsstelle heraus zeigt sich, dass häufige Gründe für die Verschuldung Arbeitslosigkeit, Einkommensverluste, gescheiterte Selbstständigkeiten oder ein problematisches Konsumverhalten sind. Die durchschnittlichen Schulden der Klienten betragen etwa 63.000 Euro, wobei 57 Prozent der Hilfesuchenden Männer sind.
Sozialstadtrat Peter Hacker betont, dass die Zahl der Beratungen die gesamte Gesellschaft widerspiegelt. Diese Zahlen sind über die Jahre hinweg starken Schwankungen unterworfen, wobei insbesondere der Anstieg nach der Corona-Pandemie auffällt. Die steigenden Lebenshaltungskosten sowie die Inflation erhöhen den Druck auf viele Menschen und führen zu einem Anstieg in der Anzahl der Schulden.
Als Folge des digitalen Wandels und des Trends „Kaufe jetzt, zahle später“ wird das Thema Finanzbildung zunehmend wichtig. Dieser Trend führt insbesondere bei Jugendlichen zu Schwierigkeiten, da sie oft nicht die nötigen Kenntnisse besitzen, um klug mit Geld umzugehen. Daher hat der FSW Programme wie den „Finanzführerschein“ für Schulen entwickelt, die dazu beitragen, junge Menschen über verantwortungsvollen Umgang mit Geld aufzuklären.
Finanzbildung als Präventionsmaßnahme
Im vergangenen Jahr haben mehr als 3.240 Schülerinnen und Schüler den Finanzführerschein absolviert. Diese Bildungsangebote sind besonders gefragt, da die Nachfrage stetig steigt. Neben in Schulen stattfindenden Workshops gibt es auch maßgeschneiderte Programme, die für verschiedene Zielgruppen, wie Arbeitssuchende oder Mütter in sozialen Einrichtungen, angeboten werden. Das zeigt, wie wichtig es ist, finanzielle Bildung frühzeitig zu vermitteln, um Schuldenfallen zu vermeiden.
Die Schuldenberatung umfasst viele verschiedene Ansätze, von kurzfristigen Beratungen, die oft telefonisch oder schriftlich durchgeführt werden, bis hin zu intensiveren Gesprächen, die einen umfassenden Sanierungsplan entwickeln. Hierbei wird den Klienten ein individueller Weg aus der Schuldenmisere aufgezeigt, der auch die Einbeziehung anderer Institutionen zur Unterstützung von Sekundärproblemen beinhaltet.
Für viele ist der Schritt zur Schuldenberatung eine Herausforderung, da erst jede fünfte verschuldete Person diese Hilfe in Anspruch nimmt. Umso wichtiger ist es, frühzeitig zu handeln und sich an staatlich anerkannte Beratungsstellen wie den FSW zu wenden, wenn sich finanzielle Schwierigkeiten abzeichnen. Neben der psychosozialen Unterstützung bieten Schuldenberatungen auch praktische Hilfen, wie etwa eine detaillierte Budgetanalyse.
Die Beratungsstellen stehen als wichtige Anlaufstellen für alle, die sich in einer finanziellen Krise befinden. Durch eine Kombination aus praktischer Hilfe und finanzieller Bildung kann vielen Menschen in Wien geholfen werden, den Weg zurück in ein schuldenfreies Leben zu finden. Das Engagement des Fonds Soziales Wien bleibt somit essenziell im Kampf gegen die steigende Verschuldung und die damit verbundenen negativen gesellschaftlichen Auswirkungen.