Die umstrittenen Praktiken des Twin City Liners stehen im Mittelpunkt nach einem kürzlich veröffentlichten Prüfbericht des Rechnungshofs (RH). Die nach einer ausführlichen Analyse veröffentlichten Ergebnisse bringen eine Reihe von kritischen Punkten ans Licht, die das Schifffahrtsunternehmen betreffen, das zur Hälfte im Besitz der Stadt Wien ist.
Der Twin City Liner bietet Fahrten von Wien nach Bratislava an, ein beliebtes Ziel, das viele Wiener als Tagesausflug nutzen. Dabei können Passagiere den malerischen Donaudamm erleben, was als attraktive Anreisemöglichkeit gilt. Doch die Freude über diese Verbindung wird durch die jüngsten Enthüllungen stark getrübt.
Kritik an Ticketpreisen und Werbeausgaben
Das Hauptaugenmerk des Berichts liegt auf den hohen Ticketpreisen, die im Durchschnitt bei etwa 43,10 Euro für eine Fahrt im Jahr 2024 liegen. Diese Tarife werden als nicht konkurrenzfähig im Vergleich zu anderen Transportmitteln wie Zug, Bus oder Auto bewertet. Dies hat zur Folge, dass insbesondere die Rückfahrten von Bratislava häufig nur mäßig ausgelastet sind, ein Problem, das man durch die Einführung von Kombi-Tickets lindern könnte.
Zusätzlich wurden die Werbe- und PR-Ausgaben unter die Lupe genommen. Hier zeigt sich, dass die tatsächlichen Ausgaben oft weit über den ursprünglich festgelegten Budgets liegen. Im Jahr 2019 beispielsweise wurden für Werbung 347.000 Euro ausgegeben, während lediglich 234.000 Euro eingeplant waren, was einer signifikanten Überschreitung von 48 Prozent entspricht. Ein Verstoß gegen die Budgetvorgaben, besonders in den Jahren 2020 und 2022, sorgt für zusätzlichen Unmut.
Der RH stellte auch fest, dass weder die twin city liner GmbH noch die Wien Holding nachweisen konnten, dass die Eigentümer über die Budgetüberschreitungen informiert waren oder ihr Einverständnis gegeben hatten. Laut der Wien Holding sollte es jedoch eine Reporting-Struktur geben, die Budgetabweichungen sichtbar macht.
Ein weiterer Kritikpunkt war die fehlende Marketingstrategie. Der Bericht weist mangelnde Zielgruppenkonzepte aus, die eine effektive Werbe- und PR-Strategie stützen könnten. Das Fehlen eines solchen Konzepts könnte die Effizienz der verwendeten Mittel beeinträchtigen, was die CDR aus Sicht des Rechnungshofs dringend verbessern sollte.
Möglichkeiten zur Integration prüfen
Der Bericht regt außerdem an, die mögliche Integration des Unternehmens in die DDSG Blue Danube zu prüfen, bei der die Wien Holding ebenfalls Anteile hält. Die Überlegungen dazu existieren bereits seit 2016, jedoch ohne Fortschritte bei der Umsetzung. Die CDR argumentiert, dass eine tiefere Kooperation Vorteile mit sich bringen könnte, da sie auf das technische und nautische Personal der DDSG zurückgreift und Tickets für den Twin City Liner an den Verkaufsstellen vertreibt.
Die Wien Holding äußerte bereits in einer Stellungnahme, dass das Thema wiederZentral in der Diskussion stehe, allerdings aufgrund der unterschiedlichen beteiligten Partner an der DDSG einige Herausforderungen bestehen. Dennoch sehen die Verantwortlichen eine strategische Partnerschaft zwischen den beiden Unternehmen, die Synergien im Wien Holding-Konzern nutzen könnte.
Für weitere Informationen zu den finanziellen und betrieblichen Kennzahlen des Twin City Liners von 2019 bis 2023 empfiehlt sich ein Blick auf die detaillierten Statistiken, die in den Unterlagen des Rechnungshofs veröffentlicht wurden.
Die Aussagen des Rechnungshofs sind ein klarer Aufruf zur Überprüfung und Optimierung bei der CDR. Die Ergebnisse könnten weitreichende Konsequenzen für die Preisgestaltung und Marketingstrategien des Unternehmens haben. Solche Veränderungen könnten notwendig sein, um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben und die Attraktivität der Donauschifffahrt zu sichern, was für die Passagiere von großer Bedeutung ist.