Die Neugestaltung des Parks am Urban-Loritz-Platz in Wien hat sich zu einem kontroversen Thema entwickelt, das die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die historische Verantwortung der Stadt lenkt. Der Park wurde nach Mizzi Langer-Kauba benannt, einer fremden Frau, die als erste Alpinistin Österreichs gilt. Die Initiative sollte ein Zeichen für die Gleichstellung der Geschlechter setzten, indem sie historisch bedeutenden Frauen mehr Sichtbarkeit im Stadtbild verleiht. Doch die anfängliche Feierlaune wurde durch neue Erkenntnisse über Langer-Kaubas Verbindungen zur nationalsozialistischen Bewegung getrübt.
Die NS-Vergangenheit im Fokus
Eine Recherche der Wiener Zeitung hat kürzlich enthüllt, dass Mizzi Langer-Kauba nicht nur für ihre sportlichen Leistungen bekannt war, sondern auch Verstrickungen in die NSDAP aufweist. Insbesondere ihre Mitgliedschaft in der Nationalsozialistischen Frauenschaft und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt werfen ein dunkles Licht auf ihre Person. Zudem betrieb sie ein Sportgeschäft in der Kaiserstraße 15, in dem sie offizielle Uniformen für die Hitlerjugend und den Bund Deutscher Mädchen verkaufte. Diese Informationen stellen einen klaren Kontrast zu der ursprünglichen Absicht dar, den Park nach einer fortschrittlichen Frau zu benennen und rufen grundlegende Fragen zur Eignung der Namensgebung hervor.
Untersuchung der Geschichte
Die Bezirksvertretung von Neubau, die 2023 einstimmig für die Benennung des Parks nach Langer-Kauba gestimmt hatte, sieht sich nun in der Verantwortung, die historischen Fakten erneut zu prüfen. Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) hat bereits Maßnahmen eingeleitet und angekündigt, dass ein zweites Gutachten über die Vergangenheit der Alpinistin in Auftrag gegeben wird. Zuvor hatte ein Gutachten der MA 8 – Wiener Stadt- und Landesarchiv keine Hinweise auf ihre NS-Verstrickungen geliefert. Diese Diskrepanz erfordert nun eine eingehende Überprüfung durch Historiker.
Reaktionen aus der Politik
Die politischen Reaktionen auf die aufgedeckten Fakten waren vielfältig. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) hat die Dringlichkeit der Angelegenheit unterstrichen und versprochen, die Untersuchung der Historiker zügig voranzutreiben. Ziel ist es, noch vor der nächsten Bezirksparlamentssitzung im September zu einer fundierten Entscheidung zu gelangen. Reiter betont, dass im Falle einer Bestätigung der besorgniserregenden Aspekte zur NS-Vergangenheit von Mizzi Langer-Kauba Schritte zur Umbenennung des Parks in die Wege geleitet werden.
Alternative Vorschläge für den Parknamen
Die KPÖ hat bereits einen Vorschlag unterbreitet, den Park stattdessen nach der jüdischen Sportpionierin Emmy Eisenberg zu benennen. Dieser Vorschlag trifft auf Zustimmung in Teilen der Bezirksvertretung, sofern eine Verbindung der neuen Namensgeberin zum Bezirk besteht. Die Neos sehen in der Situation einen Weckruf, der über die aktuelle Debatte hinausgeht. Sie fordern eine umfassende Überprüfung aller bisherigen Straßenbenennungen durch eine Kommission von Historikern, um ähnliche Vorfälle in der Zukunft zu vermeiden.
Ein notwendiger Wandel in der Wahrnehmung der Geschichte
Die Diskussion um den Park am Urban-Loritz-Platz wirft essentielle Fragen über die Art und Weise auf, wie Gesellschaften mit ihrer Geschichte umgehen. Es zeigt sich, wie wichtig es ist, die historischen Hintergründe von Persönlichkeiten zu査rb orientieren. Die Öffentlichkeit und Politiker sind gefordert, bei solchen Entscheidungen sensibler vorzugehen und die bedeutende Rolle von Frauen in der Geschichte anzuerkennen, ohne die komplexe Vergangenheit zu ignorieren. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Prozess nicht nur zu einer berechtigten Umbenennung führt, sondern auch zu einem tieferen Verständnis der sozialen und politischen Verflechtungen, die Geschichte und zeitgenössische Gesellschaft beeinflussen.