In der Diskussion um die Gesundheitsversorgung von Frauen hat die Ärztekammer Tirol eine neue Perspektive ins Spiel gebracht. Anstatt neue Frauengesundheitszentren zu gründen, wird die Einführung von Vorsorgeverträgen für Schwangere gefordert. Diese Maßnahme könnte eine entscheidende Verbesserung für die medizinische Betreuung von werdenden Müttern darstellen.
Herausforderung der Gynäkologischen Versorgung
Stefan Kastner, der Präsident der Ärztekammer für Tirol, äußerte Bedenken gegenüber der aktuellen Strategie der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). Er stellt infrage, weshalb ÖGK-Obmann Huss neue Strukturen schaffen möchte, ohne die bestehenden zu optimieren. Kastner ist der Meinung, dass die Einrichtung von Frauengesundheitszentren, wo Gynäkologinnen und Hebammen zusammenarbeiten, die Anzahl der verfügbaren Frauenärztinnen mit Kassenverträgen nicht schnell genug erhöhen wird. Dies liege vor allem daran, dass umfangreiche rechtliche Anpassungen nötig seien, um solche Änderungen umzusetzen. Kastner sieht den Mangel an Fortschritt in der Zusammenarbeit mit der ÖGK als ein zentrales Problem.
Die Realität der Gynäkologischen Praxis
Ein Problem, das häufig junge Ärztinnen und Ärzte betrifft, ist der erhebliche Verwaltungsaufwand, der mit einer kassenärztlichen Ordination einhergeht. Kastner betont, dass die derzeitige Regelung, die eine Mindestöffnungszeit von 22 Stunden pro Woche vorschreibt, viele Mediziner abschrecke. Zusätzlich müssen in dieser Zeit zahlreiche administrative Aufgaben bewältigt werden, was als Hemmschuh für den Berufseintritt wirkt.
Vorsorgeverträge als Lösung für Schwangere
Die spezielle Situation von Schwangeren bringt zusätzliche Herausforderungen mit sich. Hugo Lunzer, Fachgruppenobmann, weist darauf hin, dass werdende Mütter in einem sensiblen Bereich versorgt werden müssen, da es hier um zwei Leben geht. Eine monatelange Wartezeit auf einen Untersuchungstermin ist einfach inakzeptabel. Angesichts dieser Dringlichkeit schlägt Kastner vor, Vorsorgeverträge für Schwangere einzuführen. Diese Verträge würden es ermöglichen, die Gesundheitsversorgung gezielt auf die Bedürfnisse von Schwangeren auszurichten und sicherzustellen, dass gesundheitliche Probleme frühzeitig erkannt werden können.
Vorteile der Vorsorgeverträge
Vorsorgeverträge sind bereits in anderen Bereichen wie der allgemeinen Vorsorgeuntersuchung etabliert und können direkt mit der Krankenkasse abgerechnet werden. Dies könnte auch für Schwangere eine Erleichterung darstellen, da durch die frühe Diagnostik und Intervention potenzielle Risiken besser gemanagt werden können. Kastner betont die Wichtigkeit, bestehende Strukturen schnell zu stärken und konkrete Lösungen für die Probleme in der frauenärztlichen Versorgung zu finden.
Ein Aufruf zur Handlung
Die Ärztekammer für Tirol stellt klar, dass schnelle Maßnahmen nötig sind, um die gynäkologische Versorgung für Frauen zu verbessern. Durch die Implementierung von Vorsorgeverträgen könnte eine deutliche Verbesserung der Situation für schwangere Frauen erreicht werden. Dies würde nicht nur die Wartezeiten verkürzen, sondern auch das Vertrauen in die Gesundheitsversorgung von Frauen stärken.
In der heutigen Zeit ist es besonders wichtig, dass schwangere Frauen die nötige medizinische Unterstützung erhalten, wenn sie sie benötigen. Kastner appelliert an die ÖGK, die bestehenden Herausforderungen nicht nur zu erkennen, sondern auch aktiv an Lösungen zu arbeiten. Die Vorstellung, dass neue Strukturen ohne Anpassung der bestehenden Systeme funktioniert, ist seiner Meinung nach nicht praktikabel. Die Ärztekammer sieht in der Schaffung von rechtlichen Rahmenbedingungen für Vorsorgeverträge einen Lösungsansatz, der sowohl den Bedürfnissen der Schwangeren gerecht wird als auch das Gesundheitssystem effizienter macht.