In Wiens Seestadt wird bald mit den Bohrarbeiten für die erste Tiefengeothermie-Anlage der Stadt begonnen. Dieses innovative Projekt, bekannt als „deeep“, zielt darauf ab, ab 2028 klimaneutrale Fernwärme für etwa 20.000 Haushalte bereitzustellen. Die Zusammenarbeit zwischen Wien Energie und der OMV ermöglicht es, einen wichtigen Schritt in Richtung einer umweltfreundlicheren Energieversorgung zu gehen.
Aktuell herrscht reges Treiben auf der Baustelle in der Seestadtstraße 17. Während sich nur wenige Baucontainer und einige Wasserbecken in der Umgebung befinden, kündigt der OMV-Experte Bernhard Nowotny an: „Nach viel Bürokratie spricht jetzt endlich der Meißel.“ Zu den geplanten Aktivitäten gehört die Vorbereitung des Bohrplatzes, wobei die ersten Bohrungen, die bis zu 3.400 Meter tief gehen sollen, noch in diesem Winter beginnen könnten.
Ein innovatives Heizsystem
Wien Energie’s Geschäftsbereichsleiterin für Dekarbonisierung und neue Technologien, Linda Kirchberger, zeigt sich begeistert: „Endlich können wir mit der Umsetzung beginnen und die ersten Schritte setzen.“ Diese Bemühungen sind Teil eines größeren Plans, fossile Brennstoffe durch emissionsfreie Alternativen zu ersetzen. Das Verfahren der Tiefengeothermie nutzt natürliche heiße Wasserbecken, die sich in großer Tiefe unter der Erdoberfläche befinden. Das heiße Wasser wird an die Oberfläche gepumpt, wo die Wärme entzogen und ins Fernwärmenetz eingespeist wird. Anschließend wird das Wasser wieder in das Reservoir zurückgeleitet, wo es sich erneut aufheizt.
Der Prozess nutzt ein System namens „Hydrothermale Dublette“, welches zwei Bohrungen erfordert: die Förderbohrung, aus der das Wasser hochgepumpt wird, und die Injektionsbohrung, die das Wasser zurückführt. Die dritte Bohrung, die „Pilot-Bohrung“, ist für die Datensammlung über das Terrain gedacht. Trotz Optimismus müssen die Verantwortlichen aufpassen, da noch nicht bestätigt werden kann, dass ein passendes Wasserreservoir tatsächlich unter der Fläche existiert. „Die Daten lassen es stark vermuten“, sagt Nowotny, „deshalb mache ich mir eigentlich keine Sorgen“.
Falls die Bohrungen erfolgreich sind, können Durchtests weitere Planungen vorantreiben. Die Bauarbeiten für die eigentliche Anlage könnten Anfang 2026 beginnen, mit der Hoffnung, dass alles bis 2028 in Betrieb genommen wird. Momentan wird die Baustelle jedoch noch vorbereitet. Es wurden grundlegende Infrastrukturen eingerichtet, darunter ein Stromanschluss und das Setzen der Wasserbecken. Der Bohrturm, der eine Höhe von rund 50 Metern erreichen wird, soll in den kommenden Wochen geliefert werden. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf etwa 90 Millionen Euro.
Ein Schritt in die Zukunft
Die geplante Tiefengeothermie-Anlage soll die erste von mehreren sein; Wien plant die Errichtung von bis zu sieben weiteren Standorten, mit dem Ziel, bis 2040 mindestens 200.000 Haushalte mit Erdwärme zu versorgen. Diese Initiative ist Teil der umfassenden Strategie Wiens, klimaneutral zu werden. Gegenwärtig wird etwa 40 Prozent der Stadt mit Fernwärme versorgt, wobei ein erheblicher Teil dieser Wärme noch aus fossilen Brennstoffen stammt. Kirchberger betont die Bedeutung des Projekts: „Das hier ist ein wichtiger Startpunkt, aus dem wir viel lernen werden, um Wien immer klimafitter zu machen“.
Die umfassenden Entwicklungen auf der Baustelle und die Pläne für die Nutzung der Erdwärme stehen im Mittelpunkt des Interesses. Projekte wie dieses könnten einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende leisten und Wien in eine nachhaltigere Zukunft führen. Die Fakten, die sich aus diesen Anstrengungen ergeben, werden mit Spannung erwartet, und der Fortschritt wird zweifellos die Aufmerksamkeit von Bürgern und Experten gleichermaßen auf sich ziehen. Weitere Informationen zu diesem zukunftsweisenden Projekt können interessierte Leser hier nachlesen.