Im Herzen Wiens, hinter dem Hauptbahnhof, eröffnet sich Ende August eine ungewöhnliche Bühne: Eine brachliegende Fläche von 2500 m², von Gleisen und Straßen umrahmt, wird zum Schauplatz für die Projektreihe „haunted landscape on an unseen wasteland“. Diese Serie bietet eine einmalige Gelegenheit, Stadtlandschaften neu zu betrachten und kreative Interaktionen mit der urbanen Natur zu erleben.
Wenige Menschen wissen, dass sich inmitten urbaner Zivilisation solche ungenutzten Flächen verbergen. Diese spezielle Fläche, die von Gräsern, Blumen und Disteln bewachsen ist, wird in den kommenden Wochen durch verschiedene künstlerische Interventionen lebendig werden. Künstlerische Leiterin Claudia Bosse verwandelt diesen Ort in ein urbanes Labor. Dabei wird sie durch performative, bildnerische und akustische Interventionen das Terrain erlebbar machen. Besonders spannend ist der Auftakt am 31. August, wenn der Komponist Günther Auer im Morgengrauen ein Konzert geben wird, um die akustischen Eigenschaften des Umfeldes zu erkunden.
Interaktive Kunstformate und Performances
Die Kunstreihe widmet sich nicht nur der Stille und Einsamkeit des verlassenen Platzes, sondern möchte auch das Licht der Dämmerung während der weiteren Veranstaltungen am 5., 8. und 10. September nutzen. An diesen Abenden werden performative Interventionen durch die Teilnehmer*innen der „public performance school“ entstehen, die den Dialog zwischen Kunst und Öffentlichkeit fördern. Insbesondere die Interventionen am 8. und 10. September, begleitet von der Musikerin Katharina Ernst, versprechen, die Zuschauer in die Klangwelt der modernen Stadt zu entführen.
Die prägenden Elemente dieser Interventionen sind die Verletzlichkeit und Veränderbarkeit städtischer Räume. Während der gesamten Veranstaltung wird der Raum kontinuierlich transformiert und neu interpretiert. So wird das Publikum Teil des Prozesses und noch mehr zum Akteur über die Dauer der verschiedenen Programme.
Diese Aufführungen sind nicht isoliert, sondern Teil einer größeren Serie mit dem Titel „haunted landscape/s“, die sich mit verletzten und transformierten Landschaften befasst. Die Arbeiten befragen nicht nur, wie wir mit unserem Planeten interagieren, sondern richten auch den Blick auf die Mythen und Geschichten, die um diese Orte gewoben sind. Mit startete die Reihe bereits im Mai in der Aspern Seestadt, und setzt die Reise nun fort, bis sie schließlich im Oktober ihren Höhepunkt in einem Auftritt im Tanzquartier Wien findet.
Ein Blick auf die Zukunft der urbanen Kreativität
Die künstlerischen Interventionen in Wien sind nicht nur eine momentane Beschäftigung, sondern schlagen auch eine strategische Brücke zu den bevorstehenden Aktivitäten, die bis September 2025 auf der Fläche zwischen Karl-Popper-Straße, Alfred-Adler-Straße und Gerhard-Bronner-Straße stattfinden werden. Diese langanhaltende Initiative, unterstützt durch KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien, verspricht, ein fortdauerndes Interesse an urbanen Räumen und deren Transformation zu wecken.
Das Programm wird von einem engagierten Team, angeführt von Claudia Bosse, koordiniert. Darunter Künstler, Techniker und weitere Fachkräfte, die gemeinsam an der Realisierung dieser einzigartigen Projekte arbeiten. Es ist offensichtlich, dass hier nicht nur Kunst geschaffen wird, sondern auch ein Raum für Diskussionen und neue Perspektiven entsteht.
Kunst als Werkzeug zur Reflexion über unsere städtische Umwelt bietet einen Zugang, um über unsere Beziehung zur Natur und zu anderen Lebewesen nachzudenken. Düsseldorf war beispielsweise ein Ort, an dem ähnliche Ansätze ausprobiert wurden, und Wien wird nun als nächstes Experimentierfeld hervorgehoben. Es bleibt abzuwarten, wie die Bürger auf diese kreativen Impulse reagieren werden und welche neuen Erzählungen sich daraus entwickeln können.
Die städtische Landschaft neu erleben
In einer Zeit, in der städtischer Raum oft als leblos oder einseitig wahrgenommen wird, ermöglicht „haunted landscape on an unseen wasteland“ ein Wiedersehen mit der Natur, die in unsere Städte eingewoben ist. Bei all den Herausforderungen des urbanen Lebens, ist die Kunst hier als lichtblick, um die Einwohner zu aktivieren und den Dialog über unsere Umwelt zu fördern. Es ist eine Einladung, den eigenen Blick für die Verbundenheit von Mensch, Natur und Kunst neu zu schärfen. Die anstehenden Veranstaltungen versprechen, sowohl im akustischen als auch im visuellen Sinne unvergesslich zu werden.
Hintergrundinformationen zu urbanen Interventionen
Die Idee urbaner Interventionen hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Bestandteil der zeitgenössischen Kunst und Stadtgestaltung entwickelt. Projekte wie „haunted landscape on an unseen wasteland“ zeigen, wie brachliegende Flächen in städtischen Räumen aktiviert werden können, um sowohl soziale als auch kulturelle Erfahrungen zu fördern. Solche Interventionen bieten nicht nur Künstler*innen einen Raum zur Entfaltung, sondern auch der Gemeinschaft die Möglichkeit, sich mit ihrer Umgebung auseinanderzusetzen und neue Perspektiven zu gewinnen.
In Wien gibt es eine lange Tradition der Kunst im öffentlichen Raum, die durch verschiedene Institutionen unterstützt wird, darunter auch KÖR (Kunst im öffentlichen Raum Wien). Diese Institution fördert innovative Projekte, die oft gesellschaftskritische Themen ansprechen und darauf abzielen, mehr öffentliche Teilhabe zu ermöglichen. Solche Projekte nutzen oft temporäre Strukturen oder Installationen, die in den urbanen Raum integriert sind, um das Bewusstsein für bestimmte Themen wie Umweltfragen, soziale Gerechtigkeit oder historische Narrativen zu schärfen.
Interaktive Elemente und die Rolle der Gemeinschaft
Bei „haunted landscape on an unseen wasteland“ spielt die Einbindung der Gemeinschaft eine zentrale Rolle. In der public performance school, die intergenerationelle Teilnehmer*innen anzieht, werden nicht nur Kunstwerke geschaffen, sondern auch Beziehungen zwischen den Teilnehmenden und ihrem Umfeld gefördert. Diese Art der Partizipation ist entscheidend, da sie das Verständnis und die Wertschätzung für die eigene Umgebung erhöht.
Die performativen Interventionen, die während der Veranstaltung stattfinden, laden das Publikum ein, aktiv teilzunehmen und sich mit den Themen auseinanderzusetzen, die in den Arbeiten behandelt werden. Dies schafft eine dynamische Wechselwirkung zwischen Künstler*innen, Teilnehmenden und dem städtischen Raum, was nicht nur das kulturelle Leben bereichert, sondern auch zur revitalisierung vernachlässigter Flächen beiträgt.
Zahlen und Fakten zur Kunst im öffentlichen Raum
Die Relevanz von Kunst im öffentlichen Raum wird auch durch verschiedene Statistiken unterstrichen. Laut einer Studie des Arts Council England aus dem Jahr 2019 haben 80% der Menschen, die an Kunstveranstaltungen im Freien teilnahmen, angegeben, dass sie dadurch eine stärkere Verbindung zur Gemeinschaft fühlten. Darüber hinaus haben solche Interventionen oft positive wirtschaftliche Effekte auf die Umgebung, indem sie den Tourismus anziehen und lokale Geschäfte unterstützen.
Zudem zeigen verschiedene Befragungen, dass der öffentliche Raum zunehmend als Plattform für soziale und politische Diskurse genutzt wird. In einer Umfrage des Deutschen Städtetages gaben 65% der Befragten an, dass sie der Meinung sind, Kunst im öffentlichen Raum sei wichtig für die gesellschaftliche Entwicklung und den Zusammenhalt in Städten. Solche Daten belegen die Bedeutung und Wirksamkeit von Projekten wie „haunted landscape on an unseen wasteland“ im städtischen Kontext.