Wien sieht sich einem Wandel auf dem Wohnungsmarkt gegenüber, der vor allem von den neuen Regelungen für kurzfristige Vermietungen ausgelöst wurde. Ab dem 1. Juli dürfen Immobilien in der Bundeshauptstadt nur noch maximal 90 Mal pro Jahr für einen Zeitraum von weniger als einem Monat vermietet werden. Diese Entscheidung zielt darauf ab, langfristigen Mietern eine bessere Möglichkeit zur Wohnraumsuche zu bieten und gleichzeitig die Zahl der Touristenunterkünfte zu reduzieren.
Der Hintergrund der Regelung
Der Wiener Wohnungsmarkt ist seit langem ein heiß diskutiertes Thema. Viele Bewohner suchen dringend nach Wohnungen, während zugleich immer mehr Immobilien kurzfristig an Touristen vermietet werden. Diese neue Regelung soll obsessiver Kurzzeitvergabe entgegenwirken und dazu führen, dass mehr Wohnungen für den dauerhaften Wohnbedarf zur Verfügung stehen. Laut Experten könnte sich dieser Schritt nicht nur positiv auf Wohnraumsuchende, sondern auch auf Vermieter auswirken.
Die Sicht der Online-Plattform Wunderflats
Wunderflats, ein Unternehmen, das seit 2015 auf möbliertes Wohnen für mittelfristige Mieter spezialisiert ist, sieht die neuen Vorschriften als Chance. Jan Hase, Mitgründer und Geschäftsführer der Plattform, betont, dass der Markt für mittelfristige Mietverhältnisse groß und sehr diversifiziert sei. „Dank der neuen Regulierungen, die Kurzzeitvermietungen einschränken, wird die Nachfrage nach mittelfristigen Optionen wachsen“, erklärt Hase.
Bedarf an mittelfristigem Wohnraum
Die Nachfrage nach mittelfristigen Mietverhältnissen reicht oft von einem Monat bis zu einem Jahr. Häufig suchen Personen aufgrund beruflicher Veränderungen, temporärer Projekte oder Ausbildungsaufenthalte nach Wohnraum in Wien. Eine Analyse zeigt, dass über 50 Prozent der Mieter, die seit Anfang 2024 nach Wien gezogen sind, dies aus beruflichen Gründen getan haben. Ebenso sind Studenten, Praktikanten und Fachkräfte ein wichtiger Teil des Marktes.
Bevorzugte Wohnungsarten
Wunderflats hat ebenfalls festgestellt, welche Art von Wohnungen besonders nachgefragt werden. Ein erheblicher Teil der Anfragen betrifft kleine bis mittelgroße Wohnungen, mit einem klaren Fokus auf Immobilien unter 90 Quadratmetern. Mehr als 75 Prozent der Suchenden wünschen sich ein oder zwei Zimmer. Diese Erkenntnisse unterstützen die Annahme, dass nicht nur langfristig suchende Wienerinnen und Wiener profitieren, sondern auch Mieter, die nur für eine bestimmte Zeit in der Stadt bleiben möchten.
Die wirtschaftlichen Vorteile
Die neuen Mietregeln bieten Vermietern die Möglichkeit, ihre Einnahmen stabiler zu gestalten, da sie weniger Mieterwechsel im Jahr benötigen. Anstelle von häufigen kurzfristigen Buchungen, die oft mit einem hohen Verwaltungsaufwand verbunden sind, können sie sich auf langfristige Mieter einstellen. Dies könnte zu einer Reduktion der stressigen administrativen Aufgaben führen und es Vermietern erleichtern, ihre Immobilien effizienter zu verwalten.
Der Ausblick auf den Wiener Wohnungsmarkt
Die Entwicklungen auf dem Wiener Wohnungsmarkt zeigen eine klare Tendenz, die auch in anderen großen Städten zu beobachten ist: einen Übergang von kurzfristigen zu mittelfristigen Wohnmodellen. Diese neue Regulierung könnte nicht nur den angestrebten Effekt auf den Wohnungsmarkt in Wien haben, sondern auch dazu führen, dass andere Städte ähnliche Maßnahmen erwägen. Letztlich könnte diese Strategie ein nachhaltigerer Weg sein, um den Wohnungsbedarf der Bevölkerung zu decken und gleichzeitig den Bedürfnissen von Vermietern gerecht zu werden.