Die Schließung des früheren Opel-Werks in Wien-Aspern markiert das Ende eines industriellen Zeitalters und hinterlässt eine große Fläche, die nach neuer Nutzung schreit. Wo einst über 2.800 Menschen beschäftigt waren, herrschte bis Mitte Juli 2024 Stille. In dieser Zeit wurde die Produktion endgültig eingestellt, und das große Gelände ist nun ungenutzt und verwaist.
Das traditionsreiche Werk, das 1979 von Bundeskanzler Bruno Kreisky eröffnet wurde, war einst ein Herzstück der österreichischen Automobilindustrie. Der Standort spielte eine zentrale Rolle in der Produktion für Opel, und bis 2020 liefen hier noch Motoren, bevor die Fertigung schließlich eingestellt wurde.
Die Dringlichkeit neuer Lösungen
Während die alten Produktionslinien still stehen, suchen zahlreiche Wiener Startups, besonders im Bereich Climate-Tech, dringend nach geeigneten Produktionsflächen. Eines dieser Unternehmen ist Blue Planet Ecosystems, geleitet von Paul Schmitzberger. Das Startup verfolgt das Ziel, nachhaltige Nahrungsmittel durch innovative Fischzucht in einem geschlossenen Ökosystem zu produzieren. Schmitzberger äußert sich besorgt über die bislang ungenutzte Fläche: „Wir haben festgestellt, dass hier über 100.000 Quadratmeter Industriefläche brach liegen.“
Die Pläne für das ehemalige Opel-Gelände sind noch in der Schwebe. Paul Schmitzberger betont, dass es eine merkwürdige Situation ist, in der alle Parteien gewillt erscheinen, das Areal neu zu nutzen, doch bislang gab es keine konkreten Schritte zur Umsetzung. „Wir sind uns nicht ganz sicher, wo da die Roadblocker sind“, so Schmitzberger weiter.
Das Interessante dabei ist, dass fast die gesamte Fläche für industrielle Nutzung vorgesehen ist. Laut dem Betriebszonenplan der Stadt Wien ist das Areal als rote Zone eingestuft, die viel Raum für gewerbliche Entwicklungen bietet. Eine Veränderung dieser Nutzung wäre theoretisch möglich, aber die Stadt hat ein grundsätzliches Interesse, diese Status quo zu bewahren. Die Möglichkeiten reichen von der Etablierung eines Gewerbeparks bis hin zu Hotels.
Komplexe Eigentumsverhältnisse
Das Werk umfasst eine beeindruckende Grundfläche von 140.000 Quadratmetern und erstreckt sich über eine Länge von 1,2 Kilometern. Trotz der Räumung der Produktionsanlagen wird die Suche nach einer neuen Nutzung durch komplexe Eigentumsverhältnisse erschwert. Der Autokonzern Stellantis, Besitzer von Opel, hat ein Nutzungsrecht bis 2080, während das Grundstück der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) gehört, welche die Pläne zur einvernehmlichen Auflösung des Nutzungsvertrags vorantreibt.
Thomas Madreiter, der Wiener Planungsdirektor, hat bestätigt, dass man sich nun um die zukünftige Nutzung des Geländes kümmern könne. Trotz aller Bemühungen, die Produktion am Standort zu halten, sind nun neue Optionen gefragt. Der Plan sieht vor, die Fläche vorausschauend und klimafreundlich zu gestalten, was insbesondere für Startups relevant ist, die innovative Lösungen im Bereich Technologie und Umwelt anbieten möchten.
Die Zukunft des Standorts bleibt ungewiss. Die Stadt und die BIG arbeiten daran, mögliche Nutzungen der Fläche zu finden, um das Potenzial des ehemaligen Werks optimal auszuschöpfen. Dies könnte, falls rasch entschieden wird, einigen Wiener Startups die dringend benötigte Produktionsfläche bereitstellen.
In der Zwischenzeit bleibt die Stille des einst pulsierenden Opel-Werks ein stummer Zeuge eines Wandels, der nicht nur die Automobilindustrie sondern auch die Landschaft der Wiener Startups betrifft. Trotz mehrfacher Anfragen äußerte sich Stellantis nicht zu den Entwicklungen, während die Entscheidungsträger auf Lösungen hoffen, die sowohl der Industrie als auch der Umwelt zugutekommen.