In den letzten Jahren haben die Diskussionen über CO2-Reduktionstechnologien deutlich zugenommen, doch die Umsetzung blieb oft hinter den Erwartungen zurück. An der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien-Döbling hat man nun ein bedeutendes Zeichen gesetzt. Mit der Eröffnung des neuen „Boku-Technikums“, das über ein beeindruckendes Großlabor mit neun Meter hohen Decken verfügt, sollen konkrete Schritte in Richtung einer CO2-neutralen Zukunft unternommen werden.
Der Zubau in der Muthgasse bietet optimale Bedingungen für die Erforschung von Verfahrenstechniken und Energietechnologien. Laut den Institutsleitern Christoph Pfeifer und Tobias Pröll können nun vier zuvor getrennte Arbeitsgruppen des Instituts für Verfahrens- und Energietechnik (IVET) unter einem Dach zusammenarbeiten. Ziel ist es, innovative Energiewendetechnologien zu entwickeln und sie bis zur Marktreife zu bringen.
Moderne Forschungseinrichtungen und Projekte
Das neue Institut bietet Zugang zu acht hochmodernen Laboren. Hier werden unter anderem die Energiezukunft des Wiener Wohnkomplexes Alt-Erlaa, sowie die Elektrifizierung von Logistik und Lkw-Flotten untersucht. Ein besonderer Fokus liegt auch auf der Entwicklung und Optimierung von Bioreaktoren, die verschiedene Arten von Biomasse in Synthesegase umwandeln, die dann als Grundstoffe für neue Produkte dienen.
Ein zentrales Element des neuen Aufbaus ist ein komplexer Reaktor, der organische Abfallstoffe in reinste Gasgemische umwandelt. Die nächste Generation dieses Reaktors wird vier Mal größer sein als das bestehende Modell. Die erzeugten Gase könnten als wichtige Rohstoffe dienen, während das CO2, das bei diesem Prozess entsteht, potenziell abgeschieden und eingelagert werden kann, um die Atmosphäre zu entlasten.
Trotz dieser vielversprechenden Entwicklungen betonen die Verantwortlichen, dass es entscheidend ist, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen. „Erneuerbare Grundchemikalien“ müssen wettbewerbsfähig sein, doch der Mangel an einem wirksamen CO2-Preis für Produkte, die auf fossilen CO2-Emissionen basieren, stellt ein großes Hindernis dar. Pfeifer und Pröll appellieren an die Gesellschaft und Politik, die nötigen Veränderungen vorzunehmen, um die Technologien zum Wohle der Umwelt voranzubringen.
Unterstützung für Start-ups und Unternehmertum
Zusätzlich zum neuen Technikumsgebäude bietet die Boku in diesem Bereich ein Zentrum für universitäre Unternehmensausgründungen und Start-ups namens „BOKU:BASE“. Diese Initiative unterstützt Gründer und Wissenschaftler, die ihre Geschäftsideen umsetzen möchten, indem sie Büroflächen, Laborräume und Co-Working-Labs zur Verfügung stellt.
Die nächsten Schritte auf dem Weg zur CO2-Reduktion hängen wesentlich von der Schaffung wirtschaftlicher Anreize ab. Ein wesentlicher Punkt ist die Schaffung eines funktionierenden Marktes für Technologien zur CO2-Reduktion. „Ohne die richtigen Rahmenbedingungen wird es schwierig sein, diese Technologien im großen Maßstab zu etablieren“, so die Einschätzung der Leitung des Instituts. Die kommenden Jahre könnten entscheidend sein, um aus den vielversprechenden Ideen konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels zu machen.
Für eine detaillierte Betrachtung dieser Entwicklungen und Initiativen, siehe den Bericht auf www.vol.at.