In einem unscheinbaren Innenhof im 20. Bezirk Wiens, genauer gesagt in der Brigittenauer Dammstraße 39, findet sich die traditionelle Lebkuchen- und Schokoladenmanufaktur "Karl Kammerer KG". Hier wird seit drei Generationen eine breite Palette an süßen Leckereien liebevoll von Hand produziert. Robert Kammerer, der heutige Inhaber, sieht sich selbst als einer der letzten Lebzelter in Wien und ist stolz auf die Familientradition, die er mit Hingabe fortführt.
Die Arbeit in der Manufaktur ist zu dieser Jahreszeit besonders anstrengend. Die Vorbereitungen für die bevorstehenden Feiertage haben bereits begonnen und die Bestellungen erreichen den Betrieb in Scharen. "Wir müssen jetzt schon Vorproduktion machen; die Hände sind nonstop beschäftigt", berichtet Robert Kammerer. Pro Tag werden beeindruckende 500 Kilogramm Lebkuchenteig verarbeitet. Die daraus entstehenden Lebkuchen variieren in Größen von kleinen Figuren bis hin zu großen Herzen, die bis zu 55 Zentimeter messen können.
Vorbereitung auf die Festtage
Im Herzen der Produktion steht eine spezielle Maschine, die als "Teig-Ferrari" bekannt ist. Diese Maschine hilft dabei, den handgemachten Lebkuchenteig sorgfältig abzuflachen. Doch trotz mechanischer Unterstützung bleibt die Herstellung der Lebkuchen ein handwerklicher Prozess, bei dem auf jedes Detail geachtet wird. "Man möchte ja nicht, dass der Tannenbaum schief steht", so Kammerer, während er die Lebkuchen in Form bringt und sie anschließend mit verschiedenen Zuckerpasten verziert.
Obwohl der Lebkuchen einen zentralen Teil des Geschäftes ausmacht, hat die Manufaktur auch ein großes Sortiment an Schaumwaren und Schokoladen. Robert Kammerer erklärt, dass die Produkte alle aus regionalen und biologischen Zutaten hergestellt werden, worauf sie besonderen Wert legen. Besonders der Honig ist eine Herausforderung, da es in Österreich nur begrenzte Mengen an Bio-Honig gibt.
Die Leidenschaft für die Süßwaren hat Robert Kammerer seit seiner Kindheit begleitet. "Ich esse jeden Tag ein paar, auch wenn ich mittlerweile etwas betriebsblind bin", fügt er hinzu und gesteht, dass sein persönlicher Favorit ein "Malaga-Stangerl" ist, ein traditionelles süßes Gebäck.
Herausforderungen und Veränderungen
Wie viele andere lokale Betriebe sieht sich auch die Karl Kammerer KG in der aktuellen Wirtschaftslage mit Herausforderungen konfrontiert. Auf die Frage, wie das Geschäftslauf, antwortet Kammerer: "Durchwachsen." Ein zentrales Problem sei die Konkurrenz durch Billigprodukte, die in Supermärkten erhältlich sind. "Diese Produkte sind nicht nur günstig, sondern auch von schlechter Qualität, was langfristig das Interesse der Kunden an unseren hochwertigen Lebkuchen verringern kann", so der erfahrene Zuckerbäcker.
Ein denkwürdiges Ereignis in der Geschichte der Manufaktur war die Explosion des Backofens vor zwei Jahren, verursacht durch einen technischen Defekt. "Glücklicherweise ist niemandem etwas passiert, die dicke Ofenmauer hat den Schaden aufgehalten", erinnert sich Kammerer an den Vorfall.
Robert Kammerer ist jedoch nicht nur als Unternehmer tätig, sondern sieht auch Herausforderungen in der Bürokratie, die viel Zeit in Anspruch nimmt. "Ich habe meine Kinder nicht gezwungen, in den Betrieb zu kommen; das bleibt ihnen selbst überlassen. Es gibt so viel Bürokratie und anfallende Kosten, dass oft die Freude an dem, was man tut, verloren geht", erklärt er. Trotz allem ist Kammerer fest entschlossen, seine Leidenschaft für das Handwerk zu bewahren: "Jedes Mal, wenn unsere Süßigkeiten gelobt werden, werde ich daran erinnert, warum ich das tue."
Kunden können die süßen Kreationen von Karl Kammerer KG montags bis donnerstags von 7 bis 16 Uhr und freitags bis 12 Uhr direkt vor Ort erwerben. Die über 300 handgemachten Produkte können auch online vorbestellt werden, um sicherzustellen, dass die festlichen Leckereien rechtzeitig zur Verfügung stehen.
Es gibt noch viele mehr Geschichten und Schätze zu entdecken, wie die der Karl Kammerer KG, die weiterhin für Tradition und Qualität steht. Für weitere Informationen und Hintergründe können Interessierte die Berichterstattung auf www.meinbezirk.at besuchen.
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