
Die Universität Wien feierte kürzlich eine bedeutende Überarbeitung ihrer "Tore der Erinnerung", die im Rahmen der Campus-Eröffnung im Jahr 1998 eingeführt wurden. Diese Tore erinnern an zahlreiche herausragende Persönlichkeiten der Wissenschaft, indem sie ihre Namen an den Eingängen des Universitätsgeländes präsentieren. Bei der Präsentation der neuen Gestaltung am Montag wurde erklärt, dass die Inhalte und die grafische Gestaltung der Hinweistafeln nun an den neuesten Wissensstand angepasst wurden und im Corporate Design der Universität gestaltet sind.
Ein zentraler Aspekt dieser Initiative ist die ständige Beachtung der historischen Kontexte. So wurde die Auswahl der geehrten Personen von den damaligen Fakultäten getroffen. Besonders hervorzuheben ist das "Tor der 'heimlich Schwangeren'", das an die Errichtung des Allgemeinen Krankenhauses 1784 erinnert. Diese Einrichtung unterstützte viele ledige Frauen bei der Entbindung und unterstrich die soziale Verantwortung der Zeiten.
Neu gestaltete Erklärungstafeln
Die neuen Erklärungstafeln sind deutlich größer und beinhalten Porträts der geehrten Persönlichkeiten. Gekonnt wird hier eine Verbindung zwischen bildender Kunst und Geschichtsbewusstsein geschaffen. Trat die Ehrung des Philologen Albin Lesky und der Medizinhistorikerin Erna Lesky aufgrund ihrer Verstrickungen mit dem Nationalsozialismus vorher zurück, so wird nun ein "Tietze-Tor" dem Kunsthistoriker-Paar Hans Tietze und Erica Tietze-Conrat gewidmet.
Zusätzlich macht das "Beth-Tor" nicht nur auf den Theologen Karl Beth aufmerksam, sondern ehrt auch seine Frau, Marianne Beth, die als Juristin und Soziologin Bedeutung erlangte. Diese Anpassungen zeigen nicht nur ein zeitgemäßes Verständnis von Wissenschaftsgeschichte, sondern auch den Willen, diese Relevanz in der heutigen Gesellschaft angemessen zu würdigen.
Die Bedeutung dieser Änderungen
Die "Tore der Erinnerung" ehren nicht nur bekannte Wissenschaftler, sondern auch deren Beiträge zur Entwicklung der Gesellschaft, indem sie eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen. Besonders betont werden die Namen wie die der Sozialforscherin Marie Jahoda, des Aufklärers Joseph von Sonnenfels und des Geologen Eduard Suess. Diese symbolträchtigen Ehrungen strahlen nicht nur Respekt aus, sondern laden Studierende und Besucher ein, die bedeutenden Persönlichkeiten der Universität Wien wertzuschätzen und ihre Werke zu kennen.
Das "Freud-Tor" verdeutlicht die Anerkennung voneinander abgeleiteter wissenschaftlicher Beiträge, indem sowohl Sigmund Freud, der Vater der Psychoanalyse, als auch seine Tochter Anna Freud gewürdigt werden. Mit dem "Menger-Tor" erhalten der Volkswirt Carl Menger und sein Sohn, der Mathematiker Karl Menger, gemeinsam einen Platz, der ihre Leistungen in der Wissenschaftsgeschichte hervorhebt.
Zusammengefasst wird durch die Überarbeitungen und Anpassungen der "Tore der Erinnerung" nicht nur deutlich, wie wichtig die Erhaltung eines kritischen und vielfältigen Gedächtnisses ist, sondern es wird auch ein Zeichen gesetzt für die Relativierung und Neubewertung von historischen Persönlichkeiten aus einer modernen Perspektive. Diese Neugestaltung ist ein Schritt, um den Ansprüchen einer zeitgemäßen Wissenschaftsgeschichte gerecht zu werden und eine Vielzahl von Lebensgeschichten in den Vordergrund zu rücken.
Die Gesamtheit dieser Initiativen wird als ein Zeichen des Fortschritts gewertet, da sie den Wert der Wissenschaft und ihrer Vertreter in einem breiteren Kontext sichtbar machen. Damit fördern die neuen Tore nicht nur die Erinnerung, sondern auch das aktuelle Verständnis von Wissenschaft und ihrer Rolle in unserer Gesellschaft.
Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf www.vienna.at.
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