In einer erfrischenden Neufassung des klassischen Stoffes um Ödipus zeigt das Bronski & Grünberg Theater, dass alte Tragödien auch in der modernen Zeit einen Platz haben können. Regisseur Moritz Franz Beichl, der 2019 mit dem Nestroy-Preisträger ausgezeichnet wurde, hat sich erneut einer Herausforderung gestellt: Er bringt die Geschichte von Ödipus und seiner Familie in einer modernen und humorvollen Art und Weise auf die Bühne.
Das Stück dauert drei Stunden, inklusive Pause, und bietet dennoch genug Raum für neue Perspektiven und interpretative Ansätze. Durch geschickt platzierte komödiantische Elemente gelingt es Beichl, die Schwere der Tragödie nicht zu mindern, sondern gleichzeitig auch leichtfüßige Momente einzuflechten. Dies könnte besonders für Schulen von Interesse sein, die ihre Schüler auf unterhaltsame Weise mit den Themen des griechischen Dramas vertraut machen wollen.
Eine eindrucksvolle Bühneninszenierung
Bühnenbildnerin Monika Rovan hat die kleine Bühne mit einem nostalgischen Glitzer-Design der 90er Jahre ausgestattet, das den Hintergrund mit einem großartigen Stadtpanorama in festlichem Abendlicht begleitet. Dieses Setting versetzt die Zuschauer in die Silvesternacht des Jahres 2000, was auf charmante Weise an vergangene Zeiten erinnert.
Zu Beginn des Stücks sehen wir, wie Iokaste (Birgit Stöger) und ihr Bruder Kreon über den Rückgang des Tourismus durch die Sphinx klagen. Diese lebendige Einführung in die Geschichte zeigt bereits, dass wir uns hier nicht nur in einer traditionellen Aufführung befinden. Dann erscheint der junge Ödipus (Florian Carove), dessen frohe Unschuld schnell auf die Probe gestellt wird – die Verbindung zwischen ihm und seiner Mutter Iokaste geschieht in einem Augenblick, was die Tragik nur verstärkt.
Das Ensemble, bestehend aus Sören Kneidl, Josephine Bloéb, Christian Erdt, Philip Kelz, Skye MacDonald und Bettina Schwarz, liefert eine beeindruckende Leistung ab. Immer wieder gibt es Momente des Lachens, etwa bei der humorvollen Verabschiedung von Polyneikes, der für ein Austauschjahr nach Tennessee geht. Während er mit seinem Vater über alte Fotos plaudert, spiegelt sich die Naivität ab und wirkt wie ein Spiegel der eigenen Familienprobleme. Der vertrauliche Austausch führt den Vater auf einen Weg der Erkenntnis, der jedoch tödlich enden wird, als die Brüder um den Thron streiten.
Mit unerwarteten Wendungen und einem starken Schauspiel bringt das Stück die Zuschauer zum Lachen, während die Tragödie unverkennbar bleibt. Man kann nur sagen, dass sich das Bronski & Grünberg Theater mit dieser Inszenierung einen hohen Standard gesetzt hat. Es bleibt spannend, die kommenden Vorstellungen am 11., 12., 27. und 31. Oktober zu erleben, und das Publikum ist aufgefordert, sich rasch Karten zu sichern. Mehr Informationen sind unter www.bronski-gruenberg.at erhältlich.
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