Die österreichische Hauptstadt Wien differenziert sich von anderen Metropolen durch ihre einzigartige Wohnraumpolitik, die auf kommunalen Wohnbau setzt. Ein herausragendes Beispiel ist der Karl-Marx-Hof im 19. Bezirk, der als Gemeindebau eine zentrale Rolle in der Stadt einnimmt. Wiens Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál betont die Bedeutung des sozialen Wohnbaus für die hohe Lebensqualität der Stadt. Etwa zwei Drittel aller Wohnungen befinden sich im Besitz der Stadt oder werden dauerhaft gefördert, im Gegensatz zu anderen Städten wie Hamburg, wo nur 8 Prozent des Wohnraums gefördert sind.
Die Geschichte des Gemeindebaus in Wien reicht bis in die 1920er-Jahre zurück und ist eng mit der sozialdemokratischen Tradition der Stadt verbunden. Ein besonderes Merkmal des Wiener Wohnbaus ist die Durchmischung von Wohnverhältnissen – Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten leben oft in städtischen Wohnungen, ohne dass dies an ihrer Adresse erkennbar ist. Der Karl-Marx-Hof ist ein markantes Beispiel für diesen Ansatz mit seinen 748 Wohnungen und einem einzigartigen historischen Hintergrund.
Trotz der historischen Bedeutung des Gemeindebaus hat sich die Bauweise weiterentwickelt, um den aktuellen Bedürfnissen gerecht zu werden. In der Seestadt Aspern entsteht ein neues Viertel, das modernen ökologischen Standards entspricht und Platz für 25.000 Menschen bieten wird. Architekten loben die Innovationsfreudigkeit und Flexibilität des Wiener Wohnungsbaus, der auf partizipative Planung setzt und die Bedürfnisse künftiger Bewohner berücksichtigt.
Im Gegensatz zu Entwicklungen in anderen Ländern hat Wien erfolgreich dem Trend der Privatisierung von Wohnraum widerstanden. Die Stadt setzt auf aktive Bodenbevorratung und den Bau von geförderten Wohnungen, um die Preise stabil zu halten und die Wohnqualität für alle Bevölkerungsgruppen zu gewährleisten. Dieser politische Wille, für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen, ist seit über 100 Jahren ein zentrales Element der Wohnraumpolitik Wiens und trägt maßgeblich zur hohen Lebensqualität der Stadt bei.