
Am 10. April 2025 wurde ein 17-Jähriger am Wiener Landesgericht wegen Zuhälterei und der Förderung der Prostitution Minderjähriger verurteilt. Diese Entscheidung folgt auf ein erschütterndes Geständnis des Teenagers, der im November 2024 seine 13-jährige Freundin mit Inseraten für entgeltlichen Sex angeboten hatte. Das Gericht verhängte eine Haftstrafe von einem Jahr, von denen vier Monate unbedingt zu verbüßen sind. Der Schöffensenat sah es als erwiesen an, dass der Jugendliche die 13-Jährige an einen Kunden vermittelte und auch für deren 14-jährige Freundin einen Freier suchte. Der Angeklagte war bereits vorbestraft wegen Raubes und ist nun erneut mit schwerwiegenden Vorwürfen konfrontiert.
Der Verteidiger des 17-Jährigen argumentierte, dass das Mädchen ihm gegenüber angegeben habe, bereits 18 Jahre alt zu sein, und dass sie zuvor bereits in die Prostitution verwickelt gewesen sei. Trotz des Einspruchs wurde der Angeklagte letztendlich in zahlreichen Punkten schuldig gesprochen. Besonders bemerkenswert ist, dass die einvernehmliche Sexualität mit der 13-Jährigen strafbar war, da der Altersunterschied mehr als drei Jahre betrug. Während der Verhandlung stellte sich heraus, dass der Angeklagte die Mädchen über Social Media ansprach und sie persönlich am Bahnhof Meidling in Wien traf.
Die Rolle von Social Media
Der Zuhälter hatte Fotos der 13-Jährigen und später auch der 14-Jährigen auf Snapchat gepostet und mit Preislisten für Dienstleistungen geworben. Er gab an, dass die 13-Jährige ihm mitteilte, Geld für Geschlechtsverkehr angeboten zu bekommen. Schließlich brachte er sie zu einem Kunden, einen Studenten, von dem er annahm, dass dieser sie für über 18 hielt. Der vereinbarte Preis von 150 Euro sollte zwischen dem Angeklagten und der 13-Jährigen aufgeteilt werden, er behielt jedoch 100 Euro für sich, weil er kein Wechselgeld hatte.
Die Problematik der Prostitution von Minderjährigen hat nicht nur in Österreich, sondern auch international zunehmend an Dringlichkeit gewonnen. Eine aktuelle wissenschaftliche Studie belegt, dass die Prostitution von Minderjährigen in vielen Ländern, einschließlich Frankreich, in den letzten Jahren angestiegen ist. Das "Nordische Modell", das in Frankreich seit 2016 gilt, hat mit dem Ziel, Ausstiegshilfen zu schaffen und die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen zu bestrafen, paradoxerweise zu einer Zunahme der Fälle von minderjähriger Prostitution geführt. Laut einer Studie des Justizministeriums von 2021 zeigen die Statistiken einen Anstieg der minderjährigen Opfer von Zuhälterei um über 70% innerhalb von fünf Jahren.
Ein erschreckender Trend
Die Statistiken belegen diese alarmierende Entwicklung: Im Jahr 2016 wurden 116 minderjährige Opfer von Zuhälterei verzeichnet, bis 2020 stieg diese Zahl auf 400. Insbesondere in Frankreich wurden im Jahr 2020 219 minderjährige Opfer registriert, von denen 206 die französische Staatsangehörigkeit besaßen. Dies stellt einen Anstieg von 682 % der identifizierten Opfer innerhalb von sechs Jahren dar, was deutlich macht, dass die gegenwärtigen Gesetze und Modelle nicht die gewünschten Effekte erzielen.
Der Fall des 17-Jährigen aus Wien ist ein trauriges Beispiel für das größere Problem der Minderjährigen-Prostitution und der damit verbundenen Ausbeutung. Ministerien, Verbände und Ärzte sprechen sich zunehmend für mehr Sensibilisierung und effektive Maßnahmen zur Bekämpfung der sexuellen Ausbeutung aus. Angesichts der zunehmenden Berichte über solche Fälle wird die Notwendigkeit nachhaltiger Lösungen immer drängender.
Für weitere Informationen können Sie die Artikel auf Vienna.at, Der Standard und Berufsverband Sexarbeit nachlesen.
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