Kardinal Christoph Schönborn, der seit fast drei Jahrzehnten an der Spitze der katholischen Kirche in Wien steht, bereitet sich auf seinen Rücktritt vor. Am 18. Jänner 2025 wird der 79-Jährige im Stephansdom einen Abschiedsgottesdienst feiern. In einem Interview mit ORF äußerte Schönborn seine Sicht auf aktuelle Themen wie Migration und die Rolle des Islam in der Gesellschaft. Er befürwortet einen respektvollen Umgang mit Flüchtlingen und mahnt zu einem sachlichen Dialog über Migration, da alle Beteiligten voneinander lernen können. "Man solle Geflüchtete so behandeln, wie man behandelt werden möchte," erklärt Schönborn in seiner deutlichen Ansage, die von Heute.at unterstützt wird.
Die Herausforderung der Polarisation
In der heutigen Zeit sieht Schönborn eine zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft, die auch von sozialen Medien verstärkt wird. Die Überwindung dieser Spaltung könne nicht nur von der Kirche erwartet werden, sondern erfordere auch ein Engagement der Zivilgesellschaft. In einem Gespräch mit dem KURIER behauptet er, der Weg des Evangeliums biete eine klare Alternative zur Spaltung. "Die Frage ist nur: Wird es gehört und gelebt?" versucht Schönborn zu verdeutlichen. Er plädiert für eine respektvolle Auseinandersetzung mit dem Islam und sieht Parallelen zur innerchristlichen Entwicklung, die zur Aufklärung geführt hat. Die Schwierigkeit, die heute im Islam besteht, mache es notwendig, dass auch Muslime einen Weg finden, um Toleranz zu üben.
In einer Zeit, in der viele Österreicher besorgt über die wachsende Präsenz des Islams sind, fordert Schönborn auf, den Fokus auf gemeinsame Werte zu legen. Er bemerkt: "Wenn wir überzeugt sind, dass die christlichen die lebenswerten Werte sind, dann werden wir denjenigen, die zu uns kommen, diese Überzeugung anbieten." Dies schließt ein, die Herausforderungen, vor denen der Islam heute steht, aktiv zu thematisieren. Der Kardinal glaubt an die Fähigkeit des Christentums zur Selbstregeneration und hofft auf eine spirituelle Erneuerung auch innerhalb des Islam. Die Brücken, die zwischen den Religionen gebaut werden müssen, erfordern ein engagiertes und respektvolles Miteinander, unabhängig von den öften herrschenden Vorurteilen.
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