Nach der Ankündigung der ÖVP, die Lohnnebenkosten senken zu wollen, warnt der Wiener Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke vor einer Milchmädchen-Rechnung. Er betont, dass die Senkung der Lohnnebenkosten nicht automatisch zu mehr Arbeitsplätzen oder einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft führen würde. Als Beispiel nennt er Schweden, wo die Lohnnebenkosten 32% der Arbeitskosten ausmachen, während es in Österreich 26,6% und im EU-Schnitt 25% sind. Laut Hanke gehen hohe Arbeitskosten und ein hoher Lebensstandard Hand in Hand.
Hanke weist außerdem darauf hin, dass die Lohnnebenkosten einen wichtigen Beitrag zu einem sozial gerechten Österreich leisten. Sie finanzieren unter anderem Pensionen, Krankengeld, Familienbeihilfe und Kinderbetreuungsgeld. Auch Kindergärten und der Ausbau des öffentlichen Verkehrs profitieren von den Lohnnebenkosten. Eine Senkung der Lohnnebenkosten würde daher eine Kürzung der Ausgaben für die Betreuung von Kindern bedeuten und das Problem von Alters- und Kinderarmut verschärfen.
Hanke kritisiert zudem das Argument, eine Kürzung des Arbeitslosengeldes würde sicherstellen, dass jeder, der arbeiten kann, auch einer vollwertigen Arbeit nachgeht. Er plädiert stattdessen für gezielte und seriöse Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik.
Abschließend betont Hanke, dass Wien bereits zeigen könne, wie Wirtschaft und Arbeit zusammengedacht werden können. Ein Beispiel dafür sei das neue Fachkräftezentrum der Stadt Wien, das erstmals österreichweit tragfähiges Datenmaterial zum Fachkräftebedarf liefert und gemeinsam mit allen Partnern passende Lösungen erarbeitet. Außerdem setzt Wien auf aktives Standortmarketing, um sich als modernen Wirtschaftsstandort zu positionieren.
In der nachfolgenden Tabelle sind die Lohnnebenkosten in ausgewählten Ländern dargestellt:
Land | Lohnnebenkosten (% der Arbeitskosten) |
---|---|
Schweden | 32% |
Österreich | 26,6% |
EU-Schnitt | 25% |
Quelle: Stadt Wien – Kommunikation und Medien (KOM) / ots