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Jüngste Äußerungen des österreichischen Schriftstellers Karl-Markus Gauß machen auf die zunehmende gesellschaftliche Tendenz des Antisemitismus aufmerksam, die in Anknüpfung an die aktuellen weltpolitischen Geschehnisse verstärkt auftritt. In seinem neuen Buch „Schuldhafte Unwissenheit. Essays wider Zeitgeist und Judenhass“, das am Dienstag veröffentlicht wurde, kritisiert er die Ignoranz mancher Akteure, die bei propalästinensischen Solidaritätskundgebungen nach dem Hamas-Massaker in der Kunstszene und an Universitäten agieren. „Sie haben keine Ahnung, daraus beziehen sie ihre Überzeugung“, so Gauß, der die gebildeten Teilnehmer dieser Bewegungen als „Dummköpfe aus gutem Haus“ bezeichnet. Er fordert eine differenzierte Betrachtung und gibt zu bedenken, dass unter den akademischen Vertretern der SS, die für den Holocaust verantwortlich waren, viele promovierte Personen waren; Bildung allein schütze nicht vor Antisemitismus, wie salzburg.orf.at berichtet.
Parallel dazu erleben jüdische Gemeinschaften weltweit seit dem 7. Oktober 2023 eine Zunahme an Übergriffen und Ausgrenzungen. Nach dem brutalen Anschlag der Hamas auf Israelis wird beliebig mit Antisemitismus um sich geworfen. Symbole wie Synagogen und jüdische Geschäfte sind betroffen, während zahlreiche Menschen massenhaft gegen Israel protestieren und dessen Verantwortlichkeit für einen vermeintlichen Völkermord betonen. Beispielsweise inszenierten Studenten und Studentinnen an der Akademie der Künste in Berlin eine Performance, deren Hintergrund an brutale Gewalt und den Lynchmord von Juden erinnerte. Diese Aktion, sowie die zugrunde liegende antisemitische Rhetorik, verdeutlichen die alarmierende Entwicklung in der Gesellschaft, auf die der österreichische Historiker hinschaut, der vehement gegen die verzerrte Opfer-Täter-Diskussion auftritt. Gauß hebt hervor, dass der Hass auf Juden durch ein Netzwerk von digitalen „Kanzelpredigern“ geschürt wird, die wichtige Anliegen wie Antiimperialismus und Antirassismus mit gefährlicher Ideologie vermischen, wie Die Presse aufzeigt.
Gauß's Engagement und seine kommende Buchpräsentation im Jüdischen Museum in Wien am 20. Februar sowie in der Stadtbibliothek Salzburg am 27. Februar könnten dazu beitragen, ein Bewusstsein für die Gefahren des Antisemitismus zu schaffen und die Gesellschaft zum Nachdenken anzuregen.
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