Als ich vor kurzem die neueste Studie des Personaldienstleisters Randstad, mit dem Titel „Employer Brand Research 2024“, las, wurde mir einmal mehr bewusst, wie sehr die Realität oft von den offiziellen Behauptungen abweichen kann. Die Ergebnisse der Studie deckten eine alarmierende Tatsache auf, die ich persönlich als Gewerkschaftsmitglied schon lange vermutet hatte: Die so genannte Lohn-Preis-Spirale ist eine Lüge.
Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft vida, brachte es auf den Punkt, als er betonte, dass es eher eine Gier-Lügen-Spirale sei, die die Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen hintenanstellt und die Profite in den Vordergrund rückt. Es hat sich gezeigt, dass ein Drittel der Arbeitnehmer:innen in Österreich keinen angemessenen Ausgleich für die steigenden Lebenshaltungskosten erhalten haben, was zu einer zunehmenden Bereitschaft führt, den Job zu wechseln.
Besonders betroffen von dieser Situation sind Frauen und Arbeitnehmer:innen mit niedrigerem Bildungsniveau. Die Studie verdeutlicht deutlich, dass viele Arbeitgeber es versäumt haben, Maßnahmen zu ergreifen, um ihren Beschäftigten dabei zu helfen, die steigenden Kosten zu bewältigen. Diese Vernachlässigung der finanziellen Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen führt nicht nur zu einer erhöhten Wechselbereitschaft, sondern untergräbt auch die Bindung an das Unternehmen.
Für mich als Arbeitnehmerin ist es frustrierend zu sehen, wie einige Unternehmen die wirtschaftliche Realität ignorieren und ihre Beschäftigten im Stich lassen. Es ist ein Teufelskreis, in dem die Gier nach höheren Profite die Lügen über eine angebliche Lohn-Preis-Spirale antreibt. Wenn Unternehmen nicht bereit sind, ihren Mitarbeitern faire Löhne zu zahlen, müssen diese zwangsläufig nach alternativen Arbeitsmöglichkeiten suchen, die ihren finanziellen Bedürfnissen gerecht werden.
Die Studie hat auch gezeigt, dass der Hauptgrund für einen Jobwechsel oft die unzureichende Bezahlung im Vergleich zu den gestiegenen Lebenshaltungskosten ist. Dies verdeutlicht die dringende Notwendigkeit eines gerechten Lohnsystems, das die Inflation berücksichtigt und sicherstellt, dass Arbeitnehmer:innen nicht unter finanziellen Belastungen leiden müssen.
Als gewerkschaftlich engagierte Person fordere ich alle Arbeitgeber dazu auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und faire Löhne anzubieten. Es ist an der Zeit, dass die Gier-Lügen-Spirale durchbrochen wird und alle Arbeitnehmer:innen die angemessene Vergütung erhalten, die sie verdienen. Nur so kann eine gerechte und stabile Arbeitsumgebung geschaffen werden, die langfristig sowohl den Beschäftigten als auch den Unternehmen zugutekommt.
Quelle: ÖGB Österreichischer Gewerkschaftsbund / ots