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Die Corona-Pandemie bleibt ein zentrales Thema im österreichischen Wahlkampf. Bei den aktuellen Nationalratswahlen könnte die FPÖ, nur fünf Jahre nach dem Ibiza-Skandal, nun als stärkste Kraft hervorgehen. Wie die Analyse von Foresight und dem Institut für Strategieanalysen (ISA) zeigt, war die Pandemie insbesondere bei den Landtagswahlen 2020 in Wien und 2021 in Oberösterreich ein dominantes Thema, wo jeweils 46 Prozent der Wähler angaben, dies sei entscheidend gewesen. Bei FPÖ-Wählern lag der Anteil sogar noch höher, mit bis zu 55 Prozent. Trotz der hohen Bedeutung in der Vergangenheit, hat die Wählerschaft der FPÖ im September 2023 angegeben, dass Corona lediglich an achter Stelle der wichtigsten Themen stehe, weiterhin jedoch ein entscheidender Faktor im Wahlkampf ist, wie vienna.at berichtete.
Die FPÖ als „Bastion der Freiheit“
Die FPÖ hat sich während der Pandemie erfolgreich als „letzte Bastion der Freiheit“ inszeniert, was den Rückhalt bei ihren Wählern stärkte. Kritiker werfen der Regierung vor, sie hätte die Impfpflicht als „alternativlos“ dargestellt, wodurch die FPÖ als politische Alternative wahrgenommen wurde. Laut Alexander Bogner von der ÖAW hat dies zu einem politischen Comeback der FPÖ beigetragen, während der Unmut bezüglich der Corona-Maßnahmen wuchs. Diese Dynamik führte zu einer radikalen Kritik an der Politik und schaffte Anreize für rechtspopulistische Strömungen. Bogner stellte fest, dass die FPÖ ein Bedürfnis nach echten Alternativen bediente und damit Wähler anzog, die sich im politischen Spektrum weiter nach rechts bewegten, wie oeaw.ac.at meldete.
Die Auswirkungen sind auch in den gesellschaftlichen Diskussionen spürbar: Während die Regierung einige Maßnahmen zur Krisenbewältigung implementierte, zeigt sich, dass eine koordinierte gesellschaftliche Aufarbeitung der Pandemie bislang ausgeblieben ist. Der Soziologe Bogner fordert, dass Krisen als gesamtgesellschaftliche Herausforderungen betrachtet werden sollten, um Polarisierung in der Bevölkerung zu vermeiden, die während der Pandemie deutlich zunahm. Es besteht ein dringender Bedarf an einer klaren Abgrenzung zwischen Wissenschaft, Medien und Politik, um zukünftigen Krisen besser zu begegnen.
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