
In einem wegweisenden Schritt zur Förderung der Bürgerbeteiligung in der Wissenschaft hat die Landesregierung Niederösterreich heute ein Förderpaket über fünf Millionen Euro vorgestellt. Bei einer Pressekonferenz in St. Pölten kündigten Landeshauptmann-Stellvertreter Stephan Pernkopf gemeinsam mit führenden Wissenschaftlern mehrere neue Bürgerwissenschaftsprojekte an, die darauf abzielen, Laien in den Forschungsprozess einzubinden. „Wir unterstützen 14 Projekte, die rund fünf Millionen Euro umfassen, um gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern an Lösungen für drängende gesellschaftliche Fragen zu arbeiten“, erklärte Pernkopf. Fünf dieser Projekte sind bereits gestartet, darunter ein Innovationsprojekt zur Anpassung von Wäldern an die Folgen des Klimawandels im Waldviertel, vorgestellt von Martin Gerzabek von der Universität für Bodenkultur Wien.
Im Rahmen dieser Initiative wird auch das Projekt „Young Citizen Scientists against Disinformation“ von Bettina Pospisil ins Leben gerufen, das sich mit der Aufklärung von Jugendlichen zu den Herausforderungen von Fake News in Sozialen Medien beschäftigt. Bernhard Engelmann von der FH St. Pölten stellte das Projekt „Access“ vor, das modernste Technologien zur Datenerhebung bei Kniearthrose-Patienten nutzt und dadurch eine breitere Zusammenarbeit zwischen Therapeuten und Patienten anstrebt. „Dieses Mitforschen wird zu einer Mitmachbewegung und verändert die Art und Weise, wie wir Wissenschaft denken“, so Pernkopf weiter.
Ein umstrittener wissenschaftlicher Erbe
Parallel zu diesen Neuigkeiten wird das Erbe von Eduard Pernkopf, einem anatomiestudierten Professor und Rektor der Universität Wien, diskutiert, der für seinen anatomischen Atlas berühmt ist. Obwohl sein Werk künstlerisches und wissenschaftliches Meisterwerk ist, gibt es große ethische Bedenken, da er und seine Mitarbeiter während des Nationalsozialismus menschliche Leichname von politischen Häftlingen für ihre Studien verwendet haben. Dies wirft essentielle Fragen zur Verwendung des Pernkopf-Atlas in der Ausbildung auf, die immer wieder in der medizinischen Gemeinschaft auftauchen. Wissenschaftler diskutieren darüber, ob es angesichts der Herkunft der in dem Atlas präsentierten Leichname ethisch vertretbar ist, diesen weiterhin zu verwenden.
Kritiker argumentieren, dass jede Verwendung des Atlas die Nutzer mitschuldig an den Verbrechen des Nazi-Regimes macht, während Befürworter betonen, dass der Atlas nach wie vor unübertroffene Detailgenauigkeit und Informationsgehalt bietet. Diese Debatten über die moralische Verantwortung gegenüber jener Zeit verdeutlichen nicht nur die Komplexität der medizinischen Geschichte, sondern auch die dringende Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
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