
Die Pläne zur Verkehrsberuhigung in österreichischen Städten nehmen Formen an. Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) kündigte eine Gesetzesnovelle an, die ein kamerabasiertes Zufahrtsmanagement in Innenstädten ermöglichen soll. Ziel dieser Maßnahmen ist die Verkehrsberuhigung und eine access-kontrollierte Durchfahrt in speziell definierten Zonen. Besonders St. Pölten und Krems zeigen Interesse an der Einführung solcher automatisierten Einfahrtsbeschränkungen. Hanke betont, dass es sich nicht um eine Schikane handelt, sondern um eine effiziente Verkehrssteuerung.
Um diese Zielsetzung zu erreichen, plant St. Pölten die Erweiterung seiner Fußgängerzonen sowie die Überwachung von Einfahrten in verkehrsberuhigte Bereiche. Das System wird Kennzeichen erfassen, um Berechtigten wie Anwohnern und Lieferanten Zugang zu gewähren. Der Vizebürgermeister von St. Pölten, Harald Ludwig, unterstreicht die Notwendigkeit dieser Maßnahmen für eine bessere Verkehrskontrolle.
Politische Diskussionen und Bürgerbeteiligung
Die FPÖ spricht sich entschieden gegen die geplanten autofreien Innenstädte aus. Stadtrat Klaus Otzelberger (St. Pölten) zeigt sich besorgt über sinkende Kundenfrequenzen und fordert vor einer Umsetzung eine Bürgerbefragung. Krems' Bürgermeister Peter Molnar (SPÖ) hingegen sieht die Vorteile einer kontrollierten Zufahrt, lehnt jedoch eine vollständige autofreie Stadt ab. In Wiener Neustadt wird momentan kein Bedarf für zusätzliche Verkehrsüberwachungen gesehen, während in Korneuburg und Baden noch Pläne entwickelt werden müssen.
Eine Liste von Städten, die an solchen Maßnahmen interessiert sind, wurde veröffentlicht und umfasst unter anderem Graz, Linz, Salzburg, und Innsbruck. Laut einer Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO), die am 1. Januar 2026 in Kraft treten soll, wird der rechtliche Rahmen für automatisiertes Zufahrtsmanagement geschaffen. Die Umsetzung dieser Maßnahmen wird voraussichtlich zwei Jahre in Anspruch nehmen, da nach Inkrafttreten der Novelle eine europaweite Ausschreibung erfolgen muss.
Expertenmeinungen und wirtschaftlicher Kontext
Experten wie Bernd Wiesinger vom ÖAMTC äußern sich kritisch zur Verkehrsberuhigung, während Verkehrsplaner Günter Emberger von der TU Wien die Pläne als überfällig betrachtet. Er merkt an, dass in anderen Städten wie Paris nach der Einführung von Verkehrsberuhigungen eine signifikante Reduktion des Verkehrs um bis zu 50 Prozent verzeichnet wurde. Auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig und Minister Hanke loben die Entwürfe zur Schaffung einer verkehrsberuhigten Innenstadt.
In der wirtschaftlichen Betrachtung zeigt sich, dass die Pläne zur Verkehrsberuhigung sowohl den Bewohnern als auch den Unternehmen zugutekommen sollen. Wirtschaftskammer-Wien-Präsident Walter Ruck hebt hervor, dass die Verbesserung der Aufenthaltsqualität und der Zugänglichkeit für Unternehmen von großem Nutzen sein könnte. Allerdings äußern Oppositionsparteien wie die ÖVP und die FPÖ Bedenken hinsichtlich der potenziellen negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft, insbesondere für ältere Menschen.
Insgesamt bleibt abzuwarten, wie die Diskussion über die Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in den kommenden Monaten verlaufen wird, und wie die Stimmen aus der Bevölkerung und der Wirtschaft in die politische Entscheidungsfindung einfließen werden.
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