Im aktuellen Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn (DB) und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) wurden wesentliche Fortschritte erzielt. Laut Süddeutsche Zeitung haben sich beide Seiten auf eine schrittweise Arbeitszeitverkürzung geeinigt. Demnach sollen die Arbeitsstunden für Schichtmitarbeiter bis 2029 auf 35 pro Woche gesenkt werden – aber nicht automatisch. Die Anpassung erfolgt im Rahmen eines Wahlmodells, bei dem Mitarbeitende aktiv entscheiden müssen, ob sie die reduzierte Arbeitszeit in Anspruch nehmen wollen. Dies könnte die Flexibilität für die Arbeitnehmer erhöhen und gleichzeitig die Möglichkeit bieten, mehr zu verdienen.
Die erste Stufe der Einigung sieht vor, dass die aktuelle Referenzarbeitszeit von 38 Stunden ab 2026 auf 37 Stunden gesenkt wird, bevor weitere Schritt-für-Schritt-Absenkungen folgen. GDL-Chef Claus Weselsky bezeichnete den Vertrag als „historischen Durchbruch", während DB-Personalvorstand Martin Seiler von einem „innovativen Optionsmodell“ sprach. Das Modell ermöglicht den Mitarbeitenden, zwischen 35 und 40 Stunden zu wählen, wobei ein höheres Arbeitspensum mit einer Lohnerhöhung von 2,7 Prozent pro Stunde belohnt wird.
Zusätzliche Verbesserungen für Lokführer
Zusätzlich zur Arbeitszeitverkürzung werden im Rahmen der Vereinbarung auch Gehaltserhöhungen von insgesamt 420 Euro in zwei Schritten bis April 2025 umgesetzt, begleitet von einer Inflationsausgleichsprämie von 2850 Euro. Der Tarifvertrag gilt bis Ende 2025 und könnte den Druck auf die Bahn verringern, der in den letzten Monaten durch wiederholte Streiks, die bis zu 100 Millionen Euro Schaden pro Tag verursacht haben, erheblich gestiegen ist. Vor den bevorstehenden Osterfeiertagen, einer der geschäftigsten Zeiten für den Reiseverkehr, könnte dieser Kompromiss der Schlüssel zu einem reibungslosen Bahnverkehr sein.
Parallel dazu finden in der Sozialwirtschaft in Österreich Verhandlungen über eine Arbeitszeitverkürzung statt. Die Gewerkschaft vida fordert eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit um eine halbe Stunde für die nächsten zwei Jahre und eine Rückführung auf eine Stunde ab 2027. Dies wird als Maßnahme angesehen, um den Arbeitskräftemangel im Pflegebereich zu bekämpfen, wie ORF berichtete. Ein zentraler Aspekt der Verhandlungen ist die Attraktivität des Pflegeberufs durch bessere Arbeits- und Urlaubsbedingungen zu stärken.