Wende in der Energiepolitik: Deutschlands Rückkehr zur Atomkraft?

Berlin, Deutschland - Deutschland steht vor einem tiefgreifenden Umbruch in der Energiepolitik. Obwohl der endgültige Ausstieg aus der Atomkraft erst vor zwei Jahren beschlossen wurde, zeigen aktuelle Umfragen, dass 55% der Deutschen einen Wiedereinstieg in die Kernenergie befürworten. Dabei sprechen sich 32% für den Wiederbetrieb abgeschalteter Kernkraftwerke und den Neubau neuer Mini-AKWs aus. Diese Entwicklungen laufen parallel zum Interesse von US-Unternehmen an der Übernahme deutscher Kernkraftwerke, wie krone.at berichtet.
In einem kürzlich stattgefundenen Treffen von Politikern und Vertretern der Atomlobby im Berliner Hotel de Rome diskutierten die Teilnehmer über Möglichkeiten zur Reaktivierung von Kernkraftwerken. Nuklear-Ingenieur Mark Nelson betont, dass es keine kostengünstigere Art der Stromerzeugung gebe als mit bereits abgeschriebenen AKWs. Nelson kritisiert zudem den Zeitpunkt des Atomausstiegs und verbindet diesen mit dem Aufkommen von Künstlicher Intelligenz, was die Diskussion um die Energieerzeugung weiter anheizt.
Reaktivierung von Atomkraftwerken
Eine Studie des Thinktanks Radiant Energy Group aus den USA hat ergeben, dass in Deutschland neun Kernkraftwerke mit vertretbarem Aufwand reaktiviert werden können. Die Analyse basiert auf Interviews mit Insidern und dem technischen Zustand von 14 Anlagen. Bereits in einer Zeitspanne von ein bis vier Jahren könnten die Anlagen Brokdorf, Emsland und Grohnde wieder Strom liefern, während sechs weitere Anlagen binnen sechs bis acht Jahren betriebsbereit sein könnten. Diese Erkenntnisse zeigen, dass eine Rückkehr zur Kernenergie in greifbare Nähe rückt.
- Brokdorf, Emsland und Grohnde: Wiederinbetriebnahme innerhalb von 1-4 Jahren
- Gundremmingen B und C, Isar 2, Krümmel, Neckarwestheim 2, Philippsburg 2: Wiederinbetriebnahme innerhalb von 6-8 Jahren
Die Kosten für die Wiederinbetriebnahme sind ebenfalls von Bedeutung. Laut der Studie könnten die Kosten für Brokdorf und Emsland bis zu 1 Milliarde Euro betragen, während andere Anlagen bis zu 3 Milliarden Euro kosten würden. Im Vergleich dazu würden Neubaukosten für Kernkraftwerke bei mindestens 7 Milliarden Euro liegen. Wirtschaftlich sind diese Reaktivierungen bei einem Abnahmepreis von 60 Euro pro Megawattstunde (MWh) gegeben, was das Potenzial für jährliche Einnahmen von rund 10 Milliarden Euro bei einem Preis von 100 Euro pro MWh mit sich bringt.
Die öffentliche Meinung zur Kernkraft
Die Unterstützung für die Kernkraft in Deutschland ist stabil. Eine weitere Umfrage zeigt, dass 67% der Befragten die Nutzung der Kernenergie unterstützen, und 42% sprechen sich für den Bau neuer Anlagen aus. Im Vergleich dazu sind nur 23% für einen gänzlichen Ausstieg aus der Kernenergie. Diese Meinungsverschiebungen sind bemerkenswert, da sie eine ähnliche Unterstützung wie in Großbritannien und Kanada demonstrieren.
Seit dem 16. April 2023 sind alle deutschen Kernkraftwerke abgeschaltet, was laut kernd.de zu einer nicht unerheblichen Veränderung im deutschen Strommix führt. Im Jahr 2022 betrug der Anteil der Kernenergie an der gesamten Bruttostromerzeugung nur 6,0 Prozent, was im Vergleich zu 11,8 Prozent im Jahr 2021 einen signifikanten Rückgang darstellt. Dennoch bleibt die Kernenergie die wichtigste Stromerzeugungstechnik in der EU.
Fazit: Der Kurswechsel, den die deutsche Energiepolitik möglicherweise anstrebt, könnte in den kommenden Jahren weitreichende Auswirkungen auf die Energieversorgung im Land haben. Die Diskussionen zur Reaktivierung stillgelegter Kernkraftwerke und das wachsende öffentliche Interesse an Kernenergie zeigen, dass der Dialog über die Energiezukunft Deutschlands erst am Anfang steht.
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Ort | Berlin, Deutschland |
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