Die Gesundheitsversorgung in Tirol hinsichtlich Schwangerschaftsabbrüchen stagniert seit einem Jahrzehnt. Im Jahr 2014 bezeichnete die damalige grüne Soziallandesrätin Christine Baur die Situation als „prekär“, nachdem zwei von drei privaten Arztpraxen in Tirol ihre Abtreibungsangebote eingestellt hatten.
Trotz eines politischen Engagements von ÖVP und SPÖ, die nach den Landtagswahlen 2022 die Bereitstellung bedarfsgerechter und hochwertiger Schwangerschaftsabbrüche vereinbart hatten, blieb die Lage unverändert. Ein Streit zwischen den Koalitionspartnern entstand, als SPÖ-Frauenlandesrätin Eva Pawlata die flächendeckende Durchführung von Abtreibungen in allen öffentlichen Krankenhäusern forderte.
Selbst nachdem zwei weitere Ärztinnen ihre Bereitschaft zeigten, Schwangerschaftsabbrüche anzubieten, scheiterte die Lösung letztendlich. Die Entscheidung der Ärztinnen, keine Abtreibungen mehr durchzuführen, wurde von Cornelia Hagele, der ÖVP-Gesundheitslandesrätin, bestätigt.
Die SPÖ zeigte sich enttäuscht über die Blockadehaltung der ÖVP und die fehlende Unterstützung für ein kostenloses Angebot an öffentlichen Krankenhäusern. Die SPÖ-Landesfrauenvorsitzende Selma Yildirim beklagte die prekäre Situation, da nur noch ein einziger Arzt in Tirol Schwangerschaftsabbrüche anbietet und bald in den Ruhestand gehen wird.
Die ÖVP wies den Vorwurf der Blockade entschieden zurück und betonte, dass keine Hindernisse für die Ärztinnen geschaffen wurden. Gespräche zwischen den politischen Parteien sind für September und Oktober geplant, um eine Lösung zu finden. Die ÖVP bevorzugt eine Versorgung außerhalb der Klinikmauern in privaten Ambulanzen.
Im benachbarten Vorarlberg gab es eine ähnliche Debatte, die schließlich zur Möglichkeit von Schwangerschaftsabbrüchen im Landeskrankenhaus Bregenz führte. Landeshauptmann Markus Wallner zog den Schlussstrich und betonte die Notwendigkeit einer Lösung für die Versorgung von ungewollt Schwangeren.
Obwohl ein breites politisches Engagement zur Verbesserung der Versorgung besteht, bleibt die Situation in Tirol vorerst unverändert. Die Hoffnung auf eine nachhaltige Lösung zur Sicherstellung von Schwangerschaftsabbrüchen in Tirol schwindet weiterhin.