Elisabeth Geier und ihr Team in Feldkirch bieten seit zwölf Jahren Nachhilfeunterricht an. Dieses Jahr verzeichnen sie jedoch einen ungewöhnlich starken Andrang. Die Ursache dafür sehen sie im Homeschooling während der Pandemie, das zu Lücken im Wissen vieler Schüler geführt hat – Lücken, die auch Jahre später noch spürbar sind.
Besonders in den Fächern Fremdsprachen und vor allem Mathematik sind die Defizite deutlich. Schüler, die bereits frustriert sind und Misserfolge erleben, haben oft Schwierigkeiten, sich für diese Fächer zu motivieren. Nachhilfelehrer Sami Hardouze betont die Notwendigkeit, den Schülern zu zeigen, dass das jeweilige Fach auch Spaß machen kann, um ihre Einstellung zu verändern.
Ein wesentliches Erfolgsgeheimnis der Nachhilfe liegt neben dem individuellen Unterricht und Kleingruppen auch im Einsatz von Humor und einem partnerschaftlichen Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern. Das Lernen wird leichter, wenn es mit Freude verbunden ist und der Unterrichtsstoff mit Alltagsthemen verknüpft wird. Die Nachhilfe wird als gemeinsames Projekt betrachtet, bei dem beide Seiten zusammenarbeiten.
Trotz des Nutzens hat Nachhilfe ihren Preis. Eine Einzelstunde kostet 55 Euro, während für eine Gruppenstunde 35 Euro verlangt werden. Die Lehrkräfte erwähnen jedoch, dass oft bereits nach wenigen Einheiten Fortschritte erkennbar sind.
Auf die Frage, warum Schulunterricht allein nicht ausreicht, übt Elisabeth Geier keinen generellen Lehrer, betont jedoch den enormen Druck, unter dem Lehrer stehen, um den Lehrplan zu bewältigen. Auch Sami Hardouse stimmt zu und bekräftigt, dass das Bildungssystem an seinem Druckpunkt angelangt ist. Schüler werden oft behandelt wie Maschinen, obwohl sie individuelle Betreuung benötigen.
Geier und Hardouse erkennen die Bemühungen des Bildungssystems, stoßen aber auch auf Herausforderungen wie Lehrermangel und große Klassen. Es besteht die Notwendigkeit, sich stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler zu konzentrieren. Hier sehen sie die Politik in der Verantwortung, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Immer mehr Schülerinnen und Schüler benötigen Unterstützung durch Nachhilfe, um ihre schulischen Lücken zu schließen und erfolgreich zu sein.
Historical Parallels
Eine historische Parallele zu den aktuellen Herausforderungen im Bildungssystem könnte in der Zeit der spanischen Grippe liegen, die sich zwischen 1918 und 1920 ausbreitete. Damals führten Schulschließungen und der Ausfall des regulären Schulbetriebs zu erheblichen Lernrückständen bei den Schülerinnen und Schülern. Ähnlich wie heute mussten auch damals Lehrerinnen und Lehrer mit den Folgen von langen Unterrichtsausfällen umgehen und versuchen, die entstandenen Lücken zu schließen. Trotz der Unterschiede in den pandemischen Bedingungen könnte diese historische Parallele ein tieferes Verständnis für die aktuellen Bildungsherausforderungen bieten.
Background Information
Die steigende Nachfrage nach Nachhilfeunterricht in Feldkirch könnte auch vor dem Hintergrund einer allgemeinen Entwicklung im Bildungssystem betrachtet werden. Der allgemeine Druck auf Schülerinnen und Schüler, den Lehrstoff zu bewältigen, sowie die wachsenden Anforderungen an Bildungseinrichtungen könnten dazu führen, dass Familien vermehrt auf externe Unterstützung durch Nachhilfeinstitute angewiesen sind. Darüber hinaus könnten auch strukturelle Defizite im Schulsystem wie große Klassen und begrenzte Ressourcen eine Rolle spielen, die die individuelle Förderung erschweren.