Feldkirch

Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderung: Ein Abend der Inklusion in Feldkirch

Kämpfende Stimmen für ein selbstbestimmtes Leben: Bei der öffentlichen Sitzung in Feldkirch fordern Experten und Betroffene die De-Institutionalisierung für Menschen mit Behinderungen!

Im AK-Saal in Feldkirch fand kürzlich die siebte öffentliche Sitzung des Vorarlberger Monitoringausschusses (VMA) statt. Unter dem Motto „Mein Weg, Mein Leben, Mein Menschenrecht!“ wurde das wichtige Thema der "De-Institutionalisierung" beleuchtet. Dabei standen die Rechte von Menschen mit Behinderungen im Vordergrund, die laut der UN-Behindertenrechtskonvention das Recht haben, selbstbestimmt zu leben und Entscheidungen über ihre Wohnsituation zu treffen. Diese Themen wurden durch Expert:innen und Betroffene anschaulich diskutiert.

Der Landesvolksanwalt Klaus Feurstein betonte unmissverständlich, dass Menschen mit Behinderung die gleichen Rechte wie alle anderen haben sollten, wenn es um Entscheidungen über ihre Lebensumstände geht. Doch Tobias Buchner, der die nationalen Perspektiven im Unabhängigen Monitoringausschuss vertritt, macht deutlich, dass in Österreich nach wie vor Heime dominieren und es an einem umfassenden Plan fehle, um gemeindenahen Unterstützungsdienste auszubauen und Einrichtungen wie Heime abzubauen.

Die Herausforderungen der De-Institutionalisierung

Professor Dr. Markus Schefer, Mitglied des UN-Fachausschusses, erläuterte die Herausforderungen der De-Institutionalisierung in seinem Vortrag. Er wies darauf hin, dass die aktuelle Situation in Österreich unzureichend ist und es an Strategien, geeignetem Wohnraum sowie individuellen Unterstützungsleistungen mangelt. „Es gibt kein Individualrecht – das ist nicht akzeptabel“, so Schefer. Er teilte seine Erkenntnisse aus der Staatenprüfung Österreichs 2023, bei der diese Missstände deutlich wurden.

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Die Veranstaltung war barrierefrei gestaltet, einschließlich Gebärdensprachdolmetschte und einem Live-Stream, um einem breiten Publikum den Zugang zu ermöglichen. Ein bedeutender Teil der Sitzung war den persönlichen Erfahrungen gewidmet. Paul Stark, ein landwirtschaftlicher Hilfsarbeiter mit hohem Unterstützungsbedarf, berichtete zusammen mit seiner Mutter und seiner Begleiterin, wie ein Leben ohne institutionelle Strukturen aussehen kann. Paul wird im November für zehn Jahre Berufstätigkeit von der Landwirtschaftskammer ausgezeichnet, ein Erfolg, der symbolisch für den langen und oft mühsamen Weg der Inklusion steht.

Die Herausforderungen, die Paul und seine Familie erlebt haben, spiegeln die Realität vieler Menschen wider, die in ähnlichen Situationen leben. „Nichts von Pauls inklusivem Weg ist selbstverständlich“, erklärte seine Mutter und hob somit die ständige Anstrengung hervor, die nötig ist, um die nötige Unterstützung und Finanzierung zu sichern.

Die Sitzung bot auch zahlreiche Gelegenheiten für die Teilnehmer:innen, sich aktiv zu beteiligen. In sogenannten Austausch-Tischen wurden verschiedene Themen diskutiert, von Inklusionsmöglichkeiten bis hin zu persönlichen Erfahrungen im Leben ohne Institutionen. Die Diskussion war intensiv, was die Dringlichkeit und Wichtigkeit des Themas unterstrich.

Ein bemerkenswerter Vergleich kam von Professor Schefer, der darauf hinwies, dass die Einsicht über die Ungerechtigkeit in der Politik der Apartheid bei Menschen mit Behinderung so noch nicht vorhanden sei. Seine Aussage führte die Teilnehmenden dazu, die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen und politischen Veränderungen zu erkennen.

Für Interessierte sind die Ergebnisse der Sitzung sowie eine umfassende 7-seitige Diskussionsgrundlage online zugänglich. Zudem kann der gesamte Stream der Veranstaltung auf YouTube nachgesehen werden. Weitere Details und Informationen finden sich in dem Bericht von www.vol.at.

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