In Tirol ist der Flächenverbrauch ein kritisches Thema, denn nur 12,4 Prozent des Landes sind tatsächlich besiedelbar. Angesichts dieser Gegebenheiten wird der sorgsame Umgang mit Grund und Boden immer wichtiger. Dieses Jahr stehen bei den Landespreisen für Neues Bauen die besten Beispiele für innovatives und nachhaltiges Bauen im Mittelpunkt.
Eine Jury bestehend aus Architekten und Bausachverständigen hat bei der Auswahl der Projekte besonderen Wert auf Nachhaltigkeit, intelligente Nachverdichtung und die Umnutzung bestehender Strukturen gelegt. Die Idee des „Neuen Bauens“ umfasst nicht nur den Neubau, sondern fordert auch ein Umdenken bezüglich Umnutzung und Sanierung. Insgesamt wurden 60 Projekte eingereicht, von denen 20 für die Endauswahl nominiert wurden, wobei alle prämierten Objekte eine persönliche Besichtigung durch die Jury erfuhren, um die tatsächliche Bauqualität zu beurteilen.
Nachhaltigkeit und ressourcenschonendes Bauen
Ein herausragendes Projekt stammt von Architekt Antonius Lanzinger in Wörgl, wo ein typisches Tiroler Haus thermisch saniert und um einen eindrucksvollen Atelierraum sowie einen Wohnturm ergänzt wurde. Dieses Vorhaben wurde für seine „meisterhafte handwerkliche Umsetzung“ und den effektiven Ansatz zur grundsparenden Nachverdichtung gelobt.
Ein weiteres Beispiel ist die Sanierung der Innbrücke in Innsbruck, wo die alte, massive Betonbrüstung durch ein filigranes, geflochtenes Geländer ersetzt wurde. Diese Maßnahme verbessert die Verbindung zwischen Stadt und Fluss erheblich und zeigt eindrucksvoll, wie durch intelligente Planung vorhandene Bauwerke aufgewertet werden können.
In Schwaz hat Silvia Boday ein neues Quartier entworfen, das sich harmonisch in die Altstadt einfügt. Trotz der dichten Bebauung bietet das Raiffeisen-Quartier einen ansprechenden Lebensraum mit offenen Erdgeschosszonen, einem Ärztezentrum und einem Café, was durch die abwechslungsreiche Fassadengestaltung unterstrichen wird.
Kultureller Wert und innovative Ansätze
Ein wichtiges Projekt ist die denkmalgerechte Sanierung des 400 Jahre alten Gasthofs Rimml in Oberhofen, wo die Gemeinde den Wert des historischen Ensembles erkannt hat und es gemeinsam mit dem Architekten Harald Kröpfl revitalisierte. Hierbei wurde bewusst auf eine totale thermische Sanierung des angrenzenden Holzstadels verzichtet, um den Charakter des ursprünglichen Gebäudes zu erhalten, was die Jury besonders lobte.
Die jüngsten Auszeichnungen sind ein Zeichen für eine positive Entwicklung in der Tiroler Baukultur. Dies belegen auch die drei ausgezeichneten Wohnprojekte, die allesamt während eines Wettbewerbs entstanden und durch ihre individuelle Einbettung in das jeweilige Umfeld hervorstechen. Ein typischer Tiroler Baustil lässt sich dabei nicht erkennen, sondern es zeigt sich eine große Vielfalt an architektonischen Ansätzen.
Die Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen wird seit 1996 alle zwei Jahre vergeben. Die Jury und Arno Ritter, der Chef von „aut – architektur und tirol“, bestätigen, dass die Baukultur in den letzten 30 Jahren eine positive Entwicklung durchlaufen hat. Dennoch gibt es weiterhin Herausforderungen zu meistern, besonders im Hinblick auf den begrenzten Lebensraum.
Die Berichterstattung zu diesen beeindruckenden Projekten ist umfassend, weitere Details und interessante Informationen sind unter tirol.orf.at zu finden.