Ein bemerkenswerter Moment in der Geschichte Vorarlbergs ereignete sich am 29. August 2024, als das Kameradschaftsbund Bregenz-Wolfurt sein wertvolles Stammbuch an die Vorarlberger Landesbibliothek übergab. Dieses handgeschriebene Dokument, welches intime Einblicke in die Gründung und die ersten Mitglieder des I. Vorarlberger Militärveteranenvereins aus Wolfurt gewährt, wird künftig im Gallusstift aufbewahrt und damit auch der Forschung zugänglich gemacht.
Die Übergabe fand im Rahmen eines festlichen Aktes statt, bei dem der Obmann des Kameradschaftsbundes, Thomas Kinz, betonte: „Wir wollten einen sicheren Platz für dieses historisch wertvolle Buch und es für die kommenden Generationen erhalten.“ Der stellvertretende Direktor der Vorarlberger Landesbibliothek, Norbert Schnetzer, stellte die Bedeutung des Stammbuchs heraus: „Es wird in unseren Katalog aufgenommen und ist für alle Interessierten zugänglich.“ Diese Zusammenarbeit zwischen einer Traditionsgemeinschaft und einer Bildungseinrichtung zeigt, wie historische Werte bewahrt und der Öffentlichkeit nähergebracht werden können.
Die Geschichte hinter dem Stammbuch
Das Stammbuch stammt aus dem Jahr 1875 und hebt die Namen der zehn Gründungsmitglieder hervor, deren Geburtsjahre zwischen 1826 und 1846 liegen. Die Initiative zur Gründung des Vereins kam von Martin Rohner, einem späteren Arzt aus Wolfurt, der einen bewegten Hintergrund hatte. Rohner, geb. 1790, hatte an den Kämpfen während der Napoleonischen Kriege teilgenommen und äußerte auf seinem Sterbebett den Wunsch, von seinen ehemaligen Kameraden getragen zu werden. Im Jahr 1874 trafen sich dann Veteranen, um einen Militär-Veteranen-Verein ins Leben zu rufen, was schließlich am 17. Juli 1875 zur Fahnenweihe führte.
Besonders interessant ist, dass das Stammbuch auch die Namen von 124 aktiven Mitgliedern verzeichnet, die überwiegend bei den Kaiserjägern dienten. Diese trugen während ihres Militärdienstes Erfahrungen in verschiedenen Regionen wie Italien, Südtirol und der Herzegowina zusammen. Die Namen sind in einer großen gotischen Schrift festgehalten, was auf die mühevolle Schriftart früherer Zeiten hinweist. Nach dem Ersten Weltkrieg führte Wilhelm Mohr das Buch in der Kurrentschrift weiter und erstellte sogar Erlebnisberichte, die die grausamen Erfahrungen von Wolfurtern im Krieg dokumentieren.
Wertvolle Unterstützungsarbeit
Ein bedeutender Beitrag zur Erschließung dieses historischen Erbes kam von Renate Heim, die die oft schwer lesbare Kurrentschrift transkribierte. „Bis auf zwei Kleinigkeiten konnte ich alles entziffern“, schilderte sie ihre Arbeit. Dadurch wird das Stammbuch nicht nur für Historiker, sondern auch für die jüngere Generation verständlich und nachvollziehbar, was einen wichtigen Schritt zur Bewahrung der Geschichte darstellt.
Oberst i. R. Professor Erwin Fitz, ein engagierter Gedenkförderer und Mitglied des Kameradschaftsbunds, äußerte sich über die emotionale Tiefe dieses Erbes: „Es ist interessant, abenteuerlich und erschütternd zugleich, was diese Männer im Krieg und in der Gefangenschaft erleiden und überstehen mussten.“ Seine Erfahrung und sein Engagement sorgen dafür, dass die Erinnerungen an die Kriegsopfer lebendig gehalten werden, während gleichzeitig die Kultur des Gedenkens gepflegt wird.