Am Donnerstagabend sorgte Klaus Mitterdorfer für eine besondere Wendung in der Geschichte des österreichischen Fußballbundes: Er trat einen Tag vor einer Sitzung des Präsidiums zurück. Der Rücktritt geschah vor dem Hintergrund, dass er keine Mehrheit für seine geplanten Veränderungen fand. Mitterdorfer war erst seit August 2023 im Amt und beerbte Josef Gartner, der interimsmäßig an der Spitze stand. Der Rücktritt ist bemerkenswert, da es in der Geschichte des ÖFB noch nie zuvor vorgekommen ist, dass ein Präsident so kurzfristig von seiner Position zurücktritt.
Eine der zentralen Herausforderungen, die Mitterdorfer gegenüberstand, war das mangelnde Vertrauen innerhalb des Präsidiums. Er stellte fest, dass die Unterstützung für eine neue hauptamtliche Führung, die er ins Leben rufen wollte, in den letzten Tagen merklich abgenommen hatte. Seine Vorschläge, insbesondere für die Position des CEO, stießen auf Widerstand. Die vorgeschlagene Kandidatin, Silvia Kaupa-Götzl, konnte nicht die erforderlichen Stimmen im Präsidium erhalten. Diese Position existiert gemäß den Statuten des ÖFB noch gar nicht, was zusätzliche Verwirrung schuf.
Kritik und persönliche Diffamierungen
Mitterdorfer machte in seiner Rücktrittserklärung deutlich, dass er sich trotz seiner Bemühungen, konstruktiv zu handeln, zunehmend in einer schwierigen Position wiederfand. „Ich habe immer versucht, das große Ganze zu sehen und verbindend zu wirken, aber das gelang mir nicht mehr“, erklärte er. Zudem beklagte er sich über persönliche Diffamierungen, die ihn vor und hinter den Kulissen stark belasteten. Sein Rücktritt war der Höhepunkt eines kontinuierlichen Konflikts, der sich bereits seit Monaten abzeichnete.
Besonders auffällig ist, dass Mitterdorfer aus einem Brief, den er vor über einem Jahr geschrieben hatte und der auf Differenzen zwischen dem Generalsekretär und dem Geschäftsführer hinwies, keine Konsequenzen zog. Als dieser Brief im Herbst publik wurde, schien das der Ausgangspunkt für die ernsthaften Probleme zu sein, die letztendlich zu seinem Rücktritt führten. Der ÖFB steuert nun auf eine ungewisse Zukunft zu, mit einem interimistischen Nachfolger aus den Reihen der Vizepräsidenten und der Notwendigkeit, ein Wahlkomitee zu gründen.
Parallel zu Mitterdorfers Rücktritt, gab auch Burgenlands Landespräsident Georg Pangl, der erst seit März im Amt war, aus persönlichen Gründen seinen Rücktritt bekannt. Pangl hatte anscheinend großes Interesse an der CEO-Position gezeigt, die ihm jedoch vorenthalten wurde. Die Umstände rund um seine Entscheidung und die Nähe zu herrschenden Konflikten machen den Rücktritt noch erklärungsbedürftiger.
Die Rufe nach einem „externen Macher“, der einen Neuanfang im ÖFB einläuten soll, sind nicht neu und verstärken sich nun weiter. Unklar bleibt jedoch, welche geeignete Persönlichkeit bereit ist, sich in ein so turbulentes Umfeld zu begeben. Mitterdorfer hinterlässt nach seiner kurzen Amtszeit ein Bild des Scherbenhaufens. Sein Vermächtnis wird vermutlich immer mit dem Bau des Campus in Aspern verbunden sein, einem Projekt, das er während seiner Amtszeit auf den Weg brachte.
Die nächsten Schritte im ÖFB werden entscheidend sein. Ein Wahlkomitee muss zeitnah eingerichtet werden, um die Weichen für die künftige Führung zu stellen, und eine außerordentliche Generalversammlung ist für Frühjahr geplant. Die verbleibenden Mitglieder des Präsidiums stehen vor der Herausforderung, aus der aktuellen Krise einen Neuanfang zu gestalten, um Vertrauen und Stabilität innerhalb des ÖFB wiederherzustellen. Wie die Dinge weitergehen und welche Entscheidungen getroffen werden, bleibt abzuwarten, wie peterlinden.live berichtet.
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