Nach einer beeindruckenden Karriere von über 30 Jahren in der Politik hat Katharina Wiesflecker beschlossen, sich in den Ruhestand zurückzuziehen. Von ihrer Zeit als Landesgeschäftsführerin der Grünen bis hin zur Landesrätin hat sie maßgeblich zur politischen Landschaft in Vorarlberg beigetragen. Ab dem 1. November wird sie offiziell in Pension gehen. Obwohl sie nicht vorhatte, diese Entscheidung zu treffen, bringt sie diesen Abschnitt ihres Lebens nun zu einem Ende.
Besonders am Herzen lag Wiesflecker das Thema der Chancengerechtigkeit für Kinder. Während ihrer Amtszeiten forderte sie kontinuierlich eine bessere Verbindung zwischen Bildung und sozialen Einrichtungen. „Die Bedeutung der Elementarpädagogik ist in der Landesregierung klar erkannt worden“, so Wiesflecker. Unter ihrer Mitwirkung stieg das Budget für die Kleinkindbetreuung von 12 Millionen auf 29 Millionen Euro, und es wurden etwa 2.000 neue Betreuungsplätze geschaffen. Sie hofft, dass dieser Weg auch in der Zukunft konsequent fortgeführt wird.
Fokus auf soziale Gerechtigkeit
In Bezug auf die Armutsbekämpfung hat sie kritisiert, dass in der Gesellschaft oft ein verzerrtes Bild von Sozialhilfeempfängern herrscht. Ihrer Meinung nach sind viele dieser Personen sogenannte „Aufstocker“, die trotz Arbeit von zu niedrigen Löhnen oder Sozialleistungen abhängig sind. Besorgniserregend ist, dass knapp 40 Prozent der Beziehenden Kinder oder Jugendliche sind. „Bildung wird vererbt und Armut wird vererbt“, appellierte sie an die neue Bundesregierung, das soziale Netz tragfähig zu halten. Ihrer Ansicht nach haben die Bundesländer nur begrenzten Spielraum, den sie durch Anhebungen der Wohnkostenhöchstsätze oder durch angemessene Kinderrichtsätze nutzen müssen.
Ein weiteres Anliegen Wiesfleckers ist die Situation in der Pflege. Sie plant, den flächendeckenden Ausbau von Beratungsstellen voranzutreiben und hat zusammen mit Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher eine Ausbildungsoffensive gestartet. Angesichts der steigenden Zahl von älteren Menschen in der Gesellschaft ist der Handlungsbedarf enorm. Wiesflecker fordert die neue Landesregierung auf, die Gehälter in den Pflegeberufen anzuheben, damit auch die Langzeitpflege konkurrenzfähig bleibt. „Sonst wird es nicht gelingen, die notwendigen Betten zu öffnen“, sagte sie.
In ihrem letzten öffentlichen Auftritt sprach sie auch die Herausforderungen in der Gleichstellung der Geschlechter an. Trotz mancher Fortschritte ist sie der Meinung, dass es im Bereich des Gender-Pay-Gap und des Gender-Pension-Gap nicht genug vorangeht. Für 2026 ist jedoch die Eröffnung eines neuen Frauenhauses geplant, was sie als einen positiven Schritt wertet. Auch die Etablierung eines sicheren Angebots für einen medizinisch notwendigen Schwangerschaftsabbruch am Krankenhaus Bregenz wurde von ihr hervorgehoben.