Bregenz

Erinnerung an die Opfer: Stolpersteine in Bregenz werden enthüllt

Goldene Stolpersteine in Bregenz erinnern endlich an die grausamen Euthanasieopfer des Nationalsozialismus – eine bewegende Enthüllung, die zum Nachdenken anregt!

In Bregenz wurden am Freitagvormittag feierlich 28 neue Stolpersteine verlegt, die an die Opfer der Euthanasie während der Zeit des Nationalsozialismus erinnern. Diese besonderen, goldenen Steine wurden von dem Steinmetz David Meckler mit großer Sorgfalt eingesetzt, sauber verfugt und poliert. Die Steine symbolisieren nicht nur eine Gedenkstätte, sondern auch die Erinnerung an die Schicksale der betroffenen Menschen.

Die Wahl des Standorts für diese Gedenksteine ist tiefgründig. Sie befinden sich vor dem Gebäude in der Seestraße 1, wo sich heute das "vorarlberg museum" befindet. In der NS-Zeit war hier das Gesundheitsamt des Landratsamtes Bregenz untergebracht, das unter der Leitung von Theodor Leubner stand. Die Namen der 28 Personen, die auf den Steinen verewigt sind, umfassen sowohl gebürtige Bregenzer als auch solche, die in der Stadt lebten.

Gedenken an die Opfer der NS-Politik

Florian Guggenberger vom Stadtarchiv Bregenz betont, dass die Stolpersteine ein Ziel verfolgen: das Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Sozial- und Gesundheitspolitik. Laut Guggenberger wird bereits im Stadtgebiet an einer Gedenktafel bei der Seekapelle an die "namenlosen Euthanasieopfer" erinnert. Aufgrund der jüngsten Entwicklungen in der Geschichtsforschung zu diesen Opfern wurde entschieden, ihnen jetzt einen Namen zu geben. Die Stolpersteine stammen von dem Kölner Künstler Gunter Demnig, der in einem europäischen Kunstprojekt aktiv ist.

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Doch was geschah genau in dem Gebäude, vor dem die Steine nun prangen? Zu Beginn des Jahres 1941 spielte das Gesundheitsamt eine zentrale Rolle bei der Räumung von Versorgungseinrichtungen im Kreis Bregenz. Hierbei wurden ausgewählte Heimbewohner zusammengetragen und anschließend in die "Valduna" in Rankweil und danach am 24. März 1941 in die Heil- und Pflegeanstalt nach Hall gebracht. Ein großer Teil dieser Menschen fiel der "Aktion T4" zum Opfer, einer erschreckenden und umfassenden Vernichtungskampagne, die die systematische Ermordung von Menschen, die als "lebensunwert" galten, umfasste.

Im Zuge dieses Verbrechens führte das Gesundheitsamt zwei Karteien, die als Grundlage für die Auswahl der Opfer dienten. Die Kategorien trugen die Namen "Geisteskranke und Psychopathen" und "Trinkerfürsorge". Zu den gekennzeichneten Individuen gehörten auch Menschen, die aufgrund von vermeintlichen "Erbkrankheiten" als wertlos erachtet wurden – dies geschah unabhängig von einer tatsächlichen medizinischen Diagnose.

Schreckliche Schicksale

Die grausame Realität der Euthanasie während der NS-Zeit war weit entfernt von den ursprünglichen positiven Assoziationen des Begriffs. Während im 19. Jahrhundert Euthanasie noch im Sinne einer würdevollen Sterbegleitung verstanden wurde, beinhaltete sie nun systematische Morde an Menschen mit Behinderungen, schweren Erkrankungen oder psychischen Erkrankungen. Unter den auf den Stolpersteinen verewigten Namen sind auch lokale Opfer wie Anton Amann, Theodor Anwander und Karl Beck.

Besonders erschütternd sind die Schicksale von Kindern, die ebenfalls in die Maßnahmen der Euthanasie einbezogen wurden. Guggenberger hebt hervor, dass in Bregenz drei nachweisbare Fälle von Kindereuthanasie vorliegen, wovon zwei durch Stolpersteine gewürdigt werden. Ein Beispiel ist der tragische Fall von Karin Fleisch, die 1941 geboren wurde und nur einen Monat nach ihrem dritten Geburtstag infolge einer Medikamentenüberdosis ums Leben kam.

Die Tatsache, dass solche Gräueltaten in der Vergangenheit zum Alltag gehörten, macht die Verlegung dieser Stolpersteine umso bedeutender. Sie sind nicht nur eine Hommage an die Vergangenheit, sondern auch ein dringender Appell an die Gegenwart und Zukunft, solche Verbrechen nie wieder zuzulassen. Guggenberger verweist darauf, dass die Steine nicht die endgültige Zahl der Opfer darstellen. Es werden weiterhin Fälle aufgearbeitet und auch in Zukunft könnten weitere Stolpersteine hinzugefügt werden.

Eine frische Entdeckung ist beispielsweise der Fall der Charlotte M., deren Name noch nicht auf einem Stolperstein verewigt ist. Sie kam nach ihrer Geburt direkt aus dem Stadtspital Bregenz in die Kinderfachabteilung Eglfing-Haar in München und starb nur zwei Monate später an Unterversorgung. Diese Enthüllungen zeigen einmal mehr, dass die dunkle Vergangenheit der Nationalsozialisten vor niemandem Halt machte, auch nicht vor den Jüngsten.

Die neuen Stolpersteine stellen nicht nur ein künstlerisches Projekt dar, sondern sind ein kraftvolles Zeichen des Gedenkens und der Mahnung, um das Andenken der betroffenen Menschen wachzuhalten. Wie berichtet, wird die Geschichte dieser Opfer durch solche Initiativen lebendig gehalten.


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Quelle
vol.at

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