Bregenz

Der moderne Western: Wenn Liebe und Pflicht auf dem Prüfstand stehen

In "The Dead Don’t Hurt" kämpft der Däne Holger Olsen im Bürgerkrieg, während seine Partnerin Vivienne in der rauen Wildnis Nevadas gegen soziale Ungerechtigkeiten antritt – ein packender Western voller unerwarteter Wendungen!

In der rauen Landschaft des amerikanischen Westens entfaltet sich in Viggo Mortensens Film „The Dead Don’t Hurt“ eine bewegende Geschichte von Pflichten, Beziehungen und den Herausforderungen des Lebens. Der Film bringt Zuschauer in eine Zeit, in der Entscheidungen nicht nur das eigene Schicksal, sondern auch das von Geliebten und Gemeinschaften prägen. Der Western hat sich gewandelt, und es ist diese Evolution, die in Mortensens Werk eindrucksvoll zum Ausdruck kommt.

Der Charakter Holger Olsen

Holger Olsen, ein dänischer Einwanderer, steht im Mittelpunkt dieses Epischen. Er entscheidet sich, in den Amerikanischen Bürgerkrieg zu ziehen, um sich der Union Army anzuschließen. Dieser Konflikt war entscheidend, da er für die Erhaltung der Union und gegen die Konföderation kämpfte, die die Sklaverei beibehalten wollte. Holger lässt seine Partnerin Vivienne zurück, die in der Isolation von Nevada kämpfen muss, während er für seine Überzeugungen eintritt. Solche Entscheidungen zeigen die Belastungen und Komplexitäten, die mit dem Streben nach einem besseren Leben verbunden sind.

Vivienne: Eine starke Frau im Schatten der Gewalt

Vivienne, gespielt von Vicky Krieps, repräsentiert eine moderne Frau im Western-Genre. Sie ist keine passive Figur, sondern eine, die aktiv Entscheidungen für ihr Leben trifft und sich dem machohaften Bild des klassischen Western entzieht. Vivienne bringt sowohl Stärke als auch Verletzlichkeit in die Erzählung, was ihr Charakter zu einem essenziellen Bestandteil der Geschichte macht. Ihre Herausforderung ist nicht nur die physische Isolation, sondern auch die emotionale Last, die Holgers Entscheidung mit sich bringt.

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Die Gewalt im Western – ein wiederkehrendes Thema

Der Film thematisiert auch die brutale Realität der Gewalt in den sozialen Strukturen jener Zeit. In der Stadt Elk Flats, wo Holger und Vivienne leben, sind die Kräfte der Gewalt stark. Blutrünstige Schießereien und impulsive Charaktere wie Weston Jeffries personifizieren die chaotische Lage. Diese Charaktere agieren oft aus einer Mischung von Macht und Ohnmacht, was zu einem belastenden, aber greifbaren Rahmen für die Geschichte wird. Mortensen thematisiert, wann und wie Gewalt als Lösung angesehen wird, und lässt den Zuschauer darüber nachdenken, ob zu Gewalt gegriffen werden sollte oder nicht.

Viggo Mortensen als Regisseur und Akteur

Mortensen, bekannt durch seine Rolle als Aragorn in „Der Herr der Ringe“, zeigt nicht nur schauspielerisches Talent, sondern auch seine Fähigkeiten hinter der Kamera. „The Dead Don’t Hurt“ ist sein zweiter Film als Regisseur und hebt die Differenzierung der klassischen Männlichkeitsrollen hervor. Holger Olsen ist kein typischer Held; er ist ein „Softie“, der in einer Zeit von brutaler Macho-Dominanz nach dem richtigen Moment für eine Intervention sucht. Die Fragen nach den moralischen Verantwortungen von Männern sind zentral, und Mortensen schafft es, diese Reflexion zur Diskussion zu stellen.

Der tiefere Sinn hinter den Handlungen

Die Erzählung zieht die Zuschauer hinunter in die Abgründe der menschlichen Natur und den Zwiespalt zwischen Pflicht und persönlichem Glück. Holgers Entscheidung für den Krieg stellt die Frage, was der höhere Preis ist: seine persönliche Erfüllung oder die Verpflichtung seiner Gesellschaft. Mortensen lädt das Publikum ein, über die Tragik und Ironie der menschlichen Entscheidungen zu reflektieren, sowie darüber, wie oft die falschen Entscheidungen in der falschen Zeit getroffen werden.

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Einblick in die menschliche Psyche

Die Charaktere in „The Dead Don’t Hurt“ sind nicht nur Symbole ihrer Zeit, sondern auch Spiegelbilder ihrer inneren Konflikte. Viviennes Träume und Erinnerungen an eine einfache Kindheit mit Geschichten von Rittern und Helden verdeutlichen ihre Komplexität. Ihre Stärke wird sichtbar, selbst in ihrer Verwundbarkeit. Mortensen zeigt, wie tief verwurzelte Überzeugungen und Kindheitserinnerungen das Verhalten im Erwachsenenleben prägen können. All dies geschieht in dem Kontext einer gewalttätigen und oft ungerechten Welt.

Die Frage der Heilung und der Hoffnung

Am Ende bleibt die Frage: Kann es Hoffnung in der Gewalt des Westerns geben? Mortensens Film stellt die konventionelle Vorstellung von Heldentum in Frage und deutet an, dass wahre Helden oft die sind, die für andere leiden. Es ist eine Schicht der Bedeutung, die es den Zuschauern erlaubt, über die Erosion von Werten und die Überwindung von Herausforderungen nachzudenken. In einer Zeit, in der oft der Moment für einen Schuss entscheidet, zeigt der Film, dass das Leiden manchmal wie eine ansteckende Krankheit wirkt – eine, die durch die Generationen hindurch gegeben wird.

Quelle/Referenz
faz.net

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