Am Freitagnachmittag um 15 Uhr 30 stach das 62 Meter lange Motorschiff Vorarlberg im Hafen von Bregenz in See. Die Fahrt auf dem Bodensee war so punktgenau, dass man sich wünschen könnte, auch andere Verkehrsprojekte könnten sich ein Beispiel daran nehmen. Mit dieser Abfahrt begann die denkwürdige „Abschlussfahrt Konzerthaus München“, die von einem besonderen Anlass geprägt war.
Das Schiff, das im alten, charmanten Stil der 60er Jahre erbaut wurde, nahm auf dieser Fahrt 1000 Passagiere mit. Die Wellen des Sees waren an diesem Tag grau, doch der Himmel malte bald ein zartes Rosa, gefolgt von der beeindruckenden Illumination des „Supermondes“. Diese Szenerie könnte im Vergleich zu einem Hollywoodfilm stehen, doch der Abend war mit mehr als nur ästhetischen Höhepunkten gefüllt.
Ein neues Kapitel für die Baukunst
Im Mittelpunkt stand Anton Nachbaur-Sturm, ein Architekt, der zusammen mit Andreas Cukrowicz einen Wettbewerb für den Bau eines neuen Konzerthauses in München gewonnen hatte. Nachbaur, dem man eine große Bescheidenheit nachsagt, stand am Bug des Schiffes und beobachtete die sanften Wellen, die auf den Bodensee schlugen. Obgleich er äußerlich gelassen schien, war der Druck, unter dem er steht, unübersehbar: Die Hoffnung auf ein musikalisches Meisterwerk wurde durch die politischen Machenschaften in Bayern getrübt.
Der Traum von einem neuen Konzertsaal in München, einer Stadt bekannt für ihre kulturelle Bedeutung, drohte zu zerplatzen. Die ursprünglichen Baukosten wurden vom Freistaat Bayern viel zu niedrig angesetzt, und nach harten Planungsphasen stiegen die Kosten unerwartet an, was sowohl Architekten als auch Kulturenthusiasten verärgerte. Dies führte zu einem großen Rückschlag für alle Beteiligten, besonders für die Architekten, die nun vor der Aufgabe standen, eine grundlegende Neuausrichtung der Planung zu überlegen.
Ein Fest der Architekten
Statt in den Austausch mit Anwälten zu treten, entschieden sich Nachbaur und Cukrowicz für eine Seefahrt mit dem Motto „Leinen los: Auf zu neuen Ufern“. In einer humorvollen Ansprache beklagte Nachbaur, dass Markus Söder und Markus Blume unentschuldigt gefehlt hatten. Der Humor in der Runde verriet die Absurdität der derzeitigen Situation: Politiker, die für die Kultur zuständig sind, hatten sich von dem Projekt distanziert, während die Architekten ihre Souveränität bewahrten und die Zeit an Bord genossen.
So entstand unter den Anwesenden auf dem Schiff eine einmalige Atmosphäre. Die großen Gewinner und Verlierer waren niemand anderes als die Beteiligten selbst. Nie zuvor hatte das Thema Architektur so viele Menschen zusammengebracht, um die verlorene Vision für einen neuen Konzertsaal zu feiern. Schließlich, so der Tenor, genießt man die Reise, auch wenn der Zielort in der Gegenwart ungewiss ist.
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