Die Bregenzer Festspiele haben in diesem Sommer nicht nur die Kulturlandschaft Vorarlbergs geprägt, sondern auch einen bedeutenden Abschied eingeläutet. Elisabeth Sobotka, die seit 2015 Intendantin der Festspiele war, verlässt nach zehn Jahren Bregenz und zieht es zurück nach Berlin. Ihr Abschied ist nicht nur für sie selbst, sondern auch für die Region und die Kulturszene von Bedeutung, da sie darauf hinarbeitete, den kulturellen Reichtum des Bodensees und seiner Umgebung zu fördern.
Ein Rückblick auf künstlerische Erfolge
In einem Interview betonte Sobotka die inspirierende Kraft des Bodensees, der sie während ihrer Amtszeit begleitet hat: „Die Weite und Lebendigkeit des Sees haben mich stets beflügelt.“ Während ihrer Intendanz erzielte sie bemerkenswerte Erfolge in der Programmgestaltung, auf die sie stolz zurückblickt. Nicht nur die Freiluftaufführungen am See, sondern auch die vielseitigen Produktionen abseits des Gewässers stießen auf großes Interesse beim Publikum. Diese Elemente waren Teil ihrer Vision, die Vielfalt der Darbietungen zu feiern und die besonderen Möglichkeiten des Festivals auszuschöpfen.
Ein starkes kulturelles Fundament
Elisabeth Sobotka sieht die Entstehung der Bregenzer Festspiele als eine Gemeinschaftsleistung, die Wurzeln einer „verrückten Idee“ nach dem Zweiten Weltkrieg hat. Sie hebt hervor, wie wichtig die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger von Bregenz und der umliegenden Region für den Erfolg des Festivals ist. „Es würde wahrscheinlich nicht funktionieren, wenn das nicht eine ganze Stadt, eine ganze Region mittragen würde“, so Sobotka. Mit einem umfassenden Programm über fünfeinhalb Wochen zieht das Festival nicht nur Kulturliebhaber an, sondern fördert auch das Gemeinschaftsgefühl.
Herausforderungen in Krisenzeiten
Der Ausbruch der Coronavirus-Pandemie stellte Sobotka und die Bregenzer Festspiele vor immense Herausforderungen. Im Jahr 2020 musste das Festival abgesagt werden, und die darauffolgenden Veranstaltungen fanden unter stark eingeschränkten Bedingungen statt. Sobotka beschreibt den Schock, den sie im Hinblick auf die Ungewissheit und die gesellschaftlichen Veränderungen der Pandemie erlebte. Sie betont: „Man merkt immer mehr, was für Gräben aufgerissen wurden.“ In der Kunst sieht sie die Möglichkeit, komplexe Meinungen auszudrücken und Diskurse anzuregen: „In Krisenzeiten ist die zentrale Aufgabe der Kunst, zu beweisen, dass unterschiedliche Meinungen nicht nur möglich, sondern notwendig sind.“
Ein menschengerechtes Miteinander
Die Erfahrungen in Vorarlberg haben Sobotka auf menschlicher und künstlerischer Ebene geprägt. Sie beschreibt die Region als „wirklich begeistert“, mit einem hohen Maß an Teamgeist und einem starken Fokus auf inhaltliche Arbeit. „Es herrscht große Leistungsbereitschaft“, hebt sie hervor und lobt die besondere Atmosphäre, die im Theater herrscht. Diese positiven Erfahrungen wolle sie in ihre zukünftige Position an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin mitnehmen, wo sie auf neue Herausforderungen und einen intensiven Wettbewerb im kulturellen Angebot trifft.
Ein Blick in die Zukunft
Trotz ihrer Aufbruchstimmung ist Sobotka dankbar für die Erlebnisse in Vorarlberg. „Ich habe das Land und die Menschen hier wirklich lieben gelernt“, erklärt sie. Die Kombination aus Touristenziel und kulturellem Hotspot bleibt für sie unvergesslich. Während sie ihre letzte Saison in Bregenz in vollen Zügen genießt, blickt sie bereits gespannt auf die kommenden Aufgaben in Berlin. Dort wird sie die Möglichkeit haben, im ganzjährigen Betrieb mit drei Opernhäusern zu arbeiten und die künstlerische Landschaft weiterzuentwickeln.
Die Kunst als Dialog
Elisabeth Sobotka zeigt sich überzeugt, dass Kunst und Kultur auch in Zukunft eine entscheidende Rolle bei der Förderung des Dialogs und des Gemeinschaftsgefühls spielen werden. „Das macht uns aus“, sagt sie über die Vielfalt der Ausdrucksformen, die Theater und Oper bieten. Ihre Zeit in Bregenz wird für sie nicht nur ein Kapitel in ihrer Karriere bleiben, sondern auch eine wichtige Lektion über die Kraft der Gemeinschaft und den Wert kollektiver Erfahrungen in der Kunst.