Die Auffanggruppe des Vorarlberger Kinderdorfs ist seit nunmehr 40 Jahren ein wichtiger Anlaufpunkt für Kinder in akuten Krisensituationen. In den letzten Jahren hat sich die Nachfrage nach diesen Schutzangeboten erheblich gesteigert, was auf die gestiegenen Belastungen innerhalb von Familien zurückzuführen ist. Georg Thoma, der seit vielen Jahren in verschiedenen Funktionen im Kinderdorf Kronhalde tätig ist, erklärt, dass sowohl im Jahr 2023 als auch im laufenden Jahr eine Rekordauslastung verzeichnet wurde.
Insgesamt wurden seit der Gründung im Jahr 1984 fast 2000 Kinder im Alter von fünf bis 13 Jahren in der Auffanggruppe betreut. Besonders auffällig ist der Anstieg der Übernachtungen im Vergleich zu den Vorjahren. Bis Ende September konnten bereits 55 Kinder aufgenommen werden, was einen Anstieg von 35 Prozent im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren darstellt. Diese Entwicklung zeigt, wie dringlich der Bedarf an solchen Hilfsangeboten ist.
Ursachen für Krisen
Die Gründe, die eine Krisenbetreuung notwendig machen, sind laut Thoma sehr vielfältig. Erziehungsschwierigkeiten und die Überforderung von Eltern stehen an erster Stelle, gefolgt von gesundheitlichen Problemen und psychischen Erkrankungen. Auch die Zunahme von häuslicher Gewalt beeinflusst die Anzahl der Kinder, die Hilfe suchen. Thoma betont, dass die Anzahl von Familien, die unter solch gravierenden Problemen leiden, angestiegen ist.
Viele der betreuten Kinder bringen zudem Herausforderungen wie Bindungsstörungen und Traumatisierungen mit. Diese Erfahrungen können sich in Verhaltensauffälligkeiten manifestieren, die von Angststörungen bis hin zu depressiven Verhaltensweisen reichen. Die emotionalen und psychologischen Folgen sind oft stark und erfordern spezifische Ansätze in der Betreuung.
„Die Kinder, die in unsere Auffanggruppe kommen, haben oft ein Gefühl des inneren Chaos“, erklärt Thoma. Diese Emotionen äußern sich nicht nur in Traurigkeit, sondern können auch in Wut und Aggressivität umschlagen. Es ist eine Herausforderung für das Fachpersonal, diesen belasteten jungen Menschen gerecht zu werden.
Herausforderungen der Betreuung
Die hohe Anzahl an Kindern und deren unterschiedliche Altersgruppen stellen das Team vor große Herausforderungen. Thoma nennt die Notwendigkeit, von Kleinkindern bis hin zu Jugendlichen einen adäquaten Betreuungsansatz zu finden. Diese Diversität in den Bedürfnissen erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und Fachlichkeit von den Mitarbeitenden.
Die Fachkräfte müssen intensiv geschult werden, um den komplexen Anforderungen gerecht zu werden. Das Vorarlberger Kinderdorf setzt auf kontinuierliche Fortbildung, insbesondere im Bereich der Traumapädagogik, um den Mitarbeitenden notwendige Werkzeuge an die Hand zu geben.
Ein weiterer Aspekt, der besprochen werden muss, ist der Transport der Kinder zu ihren Schulen oder Kindergärten. Thoma hebt hervor, dass es sinnvoll sein könnte, die betreuten Kinder weiterhin in ihre gewohnten Einrichtungen zu integrieren. Allerdings bedeutet dies zusätzliche logistische Herausforderungen, die durch einen permanenten Fahrdienst oder eine erweiterte Infrastruktur gelöst werden müssten.
Das Vorarlberger Kinderdorf strebt eine Ausweitung des Angebots an, um noch mehr Kindern und Familien in Krisensituationen helfen zu können. „Unsere Grundhaltung lautet: Ja, wir sind für dich da!“, so Thoma. Im Fokus steht immer, einen sicheren Raum und umfassende Unterstützung zu bieten, während die Kinder durch ihre schweren Zeiten kommen.
Für weitere Informationen über die Auffanggruppe des Vorarlberger Kinderdorfs können Interessierte die Webseite www.vorarlberger-kinderdorf.at besuchen.
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