Second-Hand-Geschäfte in Vorarlberg erweisen sich als widerstandsfähig gegenüber der wachsenden Online-Konkurrenz. Ein Beispiel ist das Geschäft „Pinocchio“ in Lustenau, wo täglich etwa 150 Kunden einkaufen, darunter zunehmend auch Käufer aus der Schweiz. Laut Geschäftsführer Alexander Schnetzer stammt rund ein Drittel der Kunden aus der Schweiz. Die Kundenschicht ist vielfältig, von Ärzten, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, bis hin zu Familien, die ihr Budget schonen müssen. Besonders begehrt sind Schuhe, wobei jährlich etwa 10.000 Paar Schuhe neue Besitzer finden.
Neben dem Anstieg der Kundenanzahl steigt auch die Menge der abgegebenen Waren in „Pinocchio“. Wöchentlich werden zwischen 10.000 und 12.000 Stück abgegeben. Im Gegensatz zu verschiedenen Online-Second-Hand-Portalen sieht Schnetzer in physischen Geschäften wie seinem Vorteile, da Kunden die Waren vor dem Kauf begutachten können, um negative Überraschungen zu vermeiden.
Eine ähnliche Entwicklung beobachtet Angelika Leitinger vom Second-Hand-Shop „Würmle“ in Hard. Eltern verkaufen vermehrt die gebrauchte Kleidung ihrer Kinder, anstatt sie zu verschenken. Besonders die Babykleidung ist gefragt. Sie betont, dass Second-Hand nicht nur für finanziell Benachteiligte ist, sondern eine Lebenseinstellung darstellt. Kunden legen vermehrt Wert auf Nachhaltigkeit, was sie zum Kauf gebrauchter Kleidung motiviert.
In Feldkirch, berichtet Monia Allgäuer vom „Piepmatz“ von gestiegener Kundennachfrage und vermehrten Anfragen von Personen, die ihre Waren verkaufen wollen. Die Motivation der Kunden reicht vom Sparen von Geld bis zur Überzeugung, nachhaltig einzukaufen. Auch hier wird die physische Erfahrung des Stöberns im Geschäft, das direkte Betrachten der Ware und der persönliche Kontakt zu den Mitarbeitern geschätzt.
Im „Windrädle“ in Lingenau im Bregenzerwald bleibt die Kundenzahl stabil, ebenso wie die Menge der abgegebenen Waren. In dieser Region wird mehr Kleidung unter Freunden und Bekannten geteilt als verkauft. Besonders gefragt sind Sport- und Markenkleidung. Die Kunden legen auch hier Wert auf Nachhaltigkeit, obwohl die Online-Plattformen für Gebrauchtwaren eine spürbare Konkurrenz darstellen.