Unruhen und Unsicherheit prägen derzeit das Leben der Christen in Syrien, da sich die politische Landschaft nach dem Sturz des Assad-Regimes dramatisch verändert hat. Laut der Wiener Nahostexpertin Anna Hager bezeichnen sich die Christen nicht als "Minderheit", da dieser Begriff mit Fremdheit und Ohnmacht assoziiert wird, und sehen sich stattdessen als essenzielle Akteure ihrer Heimat. Hager verweist auf die Perspektiven des griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Johannes X., der betont, dass die Christen in Syrien "nicht Gäste sind", sondern tief in der Geschichte des Landes verwurzelt sind. Insbesondere die Rebellengruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS) hat nach dem Sturz Assads versucht, ein neues Image zu präsentieren, das die religiöse Vielfalt in Syrien als Stärke betrachtet. Jedoch gibt es Berichte über Enteignungen und eingeschränkte religiöse Praktiken in den von HTS kontrollierten Gebieten, etwa in Idlib, wo das Läuten von Kirchenglocken und das Zeigen von Kreuzen noch immer verboten sind, wie kathpress.at berichtet.
Angst und Vorsicht unter den Christen
Trotz der anfänglichen Hoffnung auf eine Verbesserung der Lebensbedingungen sind viele Christen in Syrien weiterhin vorsichtig. In Damaskus, wo das Weihnachtsfest wie gewohnt gefeiert wird, schwenken viele Bewohner die Flagge der syrischen Revolution. Jedoch befürchten sie, dass die neue islamistische Führung von HTS, die zuvor brutal gegen Christen vorgegangen war, ihre Vorurteile nicht ablegen könnte. Berichte über Übergriffe auf Kirchen und die Verunsicherung über die Zukunft der religiösen Freiheiten tragen zur allgemein angespannten Stimmung bei. Christen aus Damaskus äußern besorgt, dass sie nicht wissen, was die kommenden Tage bringen könnten, und viele Gemeinden haben angekündigt, auf öffentliche Feiern zu verzichten, da die Angst zu groß ist, wie domradio.de thematisiert.
Die Sorgen der Christen betreffen auch den Nordosten Syriens, wo kurdische Milizen versuchen, ihren Einfluss zu sichern. Inmitten dieser Fragilität und Unsicherheit gibt es jedoch auch Zeichen der Hoffnung. Ein gemeinsames Bestreben von Christen verschiedener Konfessionen, sich zusammenzuschließen und die Herausforderungen zu adressieren, könnte möglicherweise einen neuen Zusammenhalt schaffen. Dennoch bleibt die Frage über das zukünftige Verhältnis zwischen religiösen und ethnischen Gruppen in einem weiterhin instabilen Syrien offen.
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