Mehr als eine halbe Million Frauen in Österreich sind armutsgefährdet, und mindestens 95.000 Frauen leben in massiver Armut. Dies war das Hauptthema einer Veranstaltung in der Präsidentschaftskanzlei, die von der Initiative #WirTun organisiert wurde. Ziel der Initiative ist es, einen „armutsfesten“ Sozialstaat zu schaffen, der den realen Lebenssituationen von Frauen gerecht wird.
Die Veranstaltung eröffnete Doris Schmidauer, die betonte, wie wichtig es sei, dass Frauen ihre eigenen Geschicke in die Hand nehmen. Sie verweis darauf, dass viele Frauen, die von Armut betroffen sind, Alleinerziehende sind und häufig Schwierigkeiten haben, Arbeit und Kinderbetreuung zu vereinbaren. Auch ältere Frauen sind von Armut betroffen.
Karin Abram von der Caritas Österreich betonte, dass Frauen von Armut besonders häufig betroffen sind, sei es durch Trennung, Krankheit, Jobverlust oder die Pflege von Angehörigen. Sie betonte, dass dies kein Zufall sei, sondern auf ein System zurückzuführen ist, das Frauen benachteiligt.
Bei einer anschließenden Podiumsdiskussion waren sich alle Teilnehmer einig, dass politische Maßnahmen ergriffen werden müssen, um dieses System zu ändern. Eine Studie einer Wirtschaftsforscherin zeigte, dass nicht nur arbeitslose Frauen armutsgefährdet sind, sondern auch viele erwerbstätige Frauen. Besonders selbstständige Frauen sind mit einer Armutsgefährdung von 48 Prozent konfrontiert. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass die aktuellen Zahlen zur Frauenarmut in Österreich voraussichtlich durch die Teuerung weiter verschlechtert sind.
Melisa Erkurt, Journalistin und Autorin, betonte, dass „Bildung allein“ nicht ausreicht, um die Gleichstellung zu erreichen. Familien mit Migrationsgeschichte benötigen laut Erkurt mehrere Generationen, um Chancengleichheit zu erlangen. Hanno Lorenz, ein Ökonom, erklärte, dass andere Länder es bereits geschafft haben, die Kinderbetreuung zu verbessern und Karenzmodelle einzuführen, die auch Väter in die Pflicht nehmen.
Die Rednerinnen und Redner waren sich einig, dass die Aufwertung der Care-Arbeit und die Schaffung eines „armutsfesten Sozialstaates“ notwendig sind. Die Caritas forderte unter anderem eine Reform der Sozialhilfe und eine Anhebung der Ausgleichszulage auf das Armutsgefährdungsniveau.
Die Veranstaltung endete mit einem Auftritt des Femchors, der gegen das Patriarchat angesungen hat. Die Initiative #WirTun hofft, dass diese Veranstaltung dazu beiträgt, das Thema Frauenarmut stärker in den Fokus der Öffentlichkeit und der Politik zu rücken.