
In Österreich haben Beschäftigte im Jahr 2024 insgesamt 42,3 Millionen Über- und Mehrstunden geleistet, die weder bezahlt noch durch Zeitausgleich kompensiert wurden. Diese Zahl ist alarmierend, da sie deutliche wirtschaftliche und soziale Auswirkungen zeigt. 29% der Überstunden, die Frauen leisten, bleiben unbezahlt, während es bei Männern 23% sind. Insgesamt entgeht den Arbeitnehmer:innen dadurch ein Bruttoentgelt von 2,3 Milliarden Euro, was 40.446 Vollzeitarbeitsplätzen entspricht. Auch der Staat hat mit einem Verlust von 330 Millionen Euro an Sozialabgaben und 960 Millionen Euro an Einkommensteuer zu kämpfen. Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) weist auf die negativen Folgen für die Gesundheit hin, da Überstunden häufig zu Erschöpfung und einer gestörten Work-Life-Balance führen.
Die Statistiken zu den Überstunden verdeutlichen, dass das Thema weit über finanzielle Aspekte hinausgeht. Forschung zeigt, dass Überstunden die Fehlerquote erhöhen, die Produktivität senken und letztendlich die Kosten für Unternehmen in die Höhe treiben. Zudem leiden Motivation und Loyalität der Beschäftigten unter der hohen Anzahl an geleisteten Überstunden. Ein zentraler Grund für diese Entwicklung ist der Personalmangel, der vielen Beschäftigten das Gefühl gibt, gezwungen zu sein, länger zu arbeiten, um den Anforderungen ihres Jobs gerecht zu werden. Der ÖGB fordert daher höhere Zuschläge für unbezahlte Überstunden, um Arbeitgeber abzuhalten, diese Praxis fortzusetzen.
Rechtliche Aspekte der Überstunden
Doch welche rechtlichen Möglichkeiten haben Arbeitnehmer:innen in Bezug auf unbezahlte Überstunden? Laut Kanzlei Chevalier müssen Überstunden in der Regel vergütet oder durch Freizeit ausgeglichen werden. Arbeitgeber:innen dürfen Überstunden nur anordnen, wenn dies vertraglich vereinbart ist. Pauschale Abgeltungen unbegrenzter Überstunden mit dem Gehalt sind im Regelfall unzulässig. Zudem sind Arbeitnehmer:innen nicht verpflichtet, Überstunden zu leisten, es sei denn, es handelt sich um spezielle Situationen, die dies rechtfertigen.
Unbezahlte Überstunden sind nur zulässig, wenn dies zwischen Arbeitgeber:in und Arbeitnehmer:in vereinbart wurde. Die Dokumentation der Arbeitszeit, einschließlich der Überstunden, liegt in der Verantwortung der Arbeitgeber:innen. Beschäftigte sollten ihre Überstunden genau dokumentieren und rechtzeitig geltend machen, um Ansprüche auf Nachzahlungen nicht zu verlieren. Vor allem, da viele Arbeitsverträge kurze Verfallsfristen für Überstundenansprüche enthalten.
Gesundheitliche Risiken durch unbezahlte Überstunden
Die gesundheitlichen Auswirkungen unbezahlter Überstunden sind ebenfalls kritisch zu betrachten. Studien belegen, dass Überstunden die physische und psychische Gesundheit von Arbeitnehmer:innen bedrohen können. Statistik Austria betont, dass gesunde Bedingungen am Arbeitsplatz eine wichtige gesundheitspolitische Aufgabe darstellen und die Identifikation arbeitsplatzbezogener Gesundheitsrisiken eine Voraussetzung für Veränderungen ist.
Im Kontext der Daten, die jährlich erhoben werden, wird deutlich, dass es dringend notwendig ist, die Problematik unbezahlter Überstunden anzugehen. Beschäftigte und Arbeitgeber sind gefordert, gemeinsam Lösungen zu finden, die sowohl die wirtschaftlichen Erfordernisse als auch die Gesundheit der arbeitenden Bevölkerung berücksichtigt.
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