Die heimische Transportwirtschaft in Österreich wehrt sich gegen den Vorwurf, die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene zu behindern. In den letzten Jahren haben die Tiroler Transportunternehmen verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den Güterverkehr effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten. Dazu gehört die Optimierung von Transportwegen, Investitionen in moderne und emissionsarme Fahrzeugflotten sowie die Förderung von multimodalen Transportlösungen, die eine Kombination von Straße und Schiene ermöglichen.
Trotz dieses Engagements verwehrt sich die Branche gegen den Vorwurf, dass es ihr am Willen für eine stärkere Verlagerung auf die Schiene fehle. Es gibt jedoch einige Herausforderungen, die berücksichtigt werden müssen. Die derzeitige Schieneninfrastruktur ist vielerorts nicht ausreichend, um den Anforderungen der Wirtschaft gerecht zu werden. Kapazitäts- und Personalmangel, unzureichende Nachtverbindungen und ein Mangel an einheitlichen Systemen erschweren die Umstellung auf die Schiene. Auch die zahlreichen Baumaßnahmen auf der Schiene tragen dazu bei, dass es an der nötigen Verlässlichkeit und Planbarkeit von Lieferungen mangelt. Eine bessere Abstimmung über die Landesgrenzen hinweg ist dringend erforderlich.
Die höhere Maut für den Straßengüterverkehr bedeutet nicht zwangsläufig weniger Verkehr. Ulf Schmid, Obmann des Tiroler Güterbeförderungsgewerbes, klärt auf, dass die niedrige Lkw-Maut zwischen München und Verona nicht der ausschlaggebende Faktor für den Transitverkehr ist. Tatsächlich nutzen vor allem Lkw aus dem Norden Europas den Brenner als kürzeste Route in den Süden. Eine massive Erhöhung der Maut würde daher keine signifikante Reduzierung des Verkehrs bewirken.
Die Transportwirtschaft weist zudem den Vorwurf zurück, dass sie durch die Beschäftigung von „Lohnsklaven“ die Kosten für den Straßengüterverkehr drückt. Es gibt klare Mindeststandards, die von den Unternehmen erfüllt und eingehalten werden. Ein Lohndumping ist daher nicht möglich. Die Realität zeigt außerdem, dass im Transportbereich deutlich höhere Löhne gezahlt werden müssen, um genügend Fahrerinnen und Fahrer zu gewinnen.
Anstatt Schuldzuweisungen zu machen, appelliert die heimische Transportwirtschaft an die Politik, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Es ist wichtig, die Bahn zu stärken, einheitliche Systeme auf der Schiene zu gewährleisten und die Wirtschaft beim Umstieg zu unterstützen. Die vor Kurzem auf Schiene gebrachte Einzelwagonförderung in Tirol ist ein positives Beispiel dafür. Die Tiroler Wirtschaft will Teil der Lösung für eine nachhaltige und klimafreundliche Verkehrsentwicklung sein. Es sollte jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass die Überbelastung des Brennerkorridors nicht allein auf das Transportwesen zurückzuführen ist. Im Jahr 2023 waren 2,40 Millionen Lkw am Brenner unterwegs, während 12 Millionen Pkw den Brenner passierten.
Die Diskussion um den Brenner-Transit sollte nicht nur emotional geführt werden, sondern auf der Grundlage von Fakten und einer ganzheitlichen Betrachtung der Verkehrssituation. Die Zusammenarbeit zwischen Politik, Transportwirtschaft und anderen Akteuren ist unerlässlich, um langfristige Lösungen zu finden und eine zukunftsfähige Verkehrsentwicklung zu ermöglichen.
Quelle: In einem Artikel von presse.wirtschaft.tirol zu sehen.