In der Luftrettung gibt es Menschen, die sich durch ihren Mut und ihre Professionalität auszeichnen. Einer von ihnen ist Herbert Graf, der in seiner Funktion als Flugbetriebsleiter der ARA Flugrettung zahlreiche Leben rettet. Im Jahr 2023 war er mit seinem Notarzthubschrauber RK-1, der in Fresach in Kärnten stationiert ist, insgesamt 2364 Mal im Einsatz.
Die Einsätze sind oft herausfordernd und dauern bis in die Nacht hinein, besonders wenn es um Windenbergungen geht. Diese speziellen Rettungsaktionen sind in der Dunkelheit besonders gefährlich und erfordern höchste Konzentration von den Piloten. Herbert Graf, der bereits mehr als 1000 Einsätze absolviert hat, beschreibt seinen ersten Alleinflug als „heftig“, doch für ihn ist das Fliegen inzwischen ein Beruf wie jeder andere. „Ich mache das jetzt 24 Jahre“, sagt er und vergleicht den Beruf des Piloten mit dem eines Lkw-Fahrers.
Die Herausforderungen der Nachtflüge
Die Situationen, mit denen es sich die Notfallteams zu tun haben, können lebensbedrohlich sein. Verunfallte Wanderer auf Bergen oder verirrte Personen in schwer zugänglichen Gebieten sind häufige Einsatzszenarien. Graf erklärt, dass er für viele dieser Einsätze das Gefühl hat, dass es nicht nötig sei, diese als lebensrettend zu werten; dennoch macht es ihn stolz, wenn er Menschen helfen kann. „Es gibt viele Einsätze, aber ich zähle das nicht, weil es mein Job ist“, meint er bescheiden.
Ein besonders prägnantes Erlebnis hatte er mit einem Jungen, der 30 Minuten im Millstätter See unter Wasser war. Dank schneller Bergung überlebte er ohne bleibende Schäden. Für Graf ist es die Dankbarkeit der Geretteten, die in solchen Momenten zählt. „Wir bekommen oft Briefe und Karten von Menschen, die wir geholfen haben. Besonders berührt mich, wenn es um Kinder geht“, merkt er an.
Trotz der Gefahren, die mit dem Beruf einhergehen, bleibt Herbert Graf gelassen. „Angst fliegt nicht mit“, sagt er und ergänzt, dass jeder Beruf seine Risiken hat. Die Vorbereitung und Nachbereitung der Einsätze nehmen viel Zeit in Anspruch, wodurch jeder Dienst bis zu 16 Stunden dauern kann. Während der Einsätze selbst jedoch sei Konzentration gefragt, bei Routineflügen ist der Stress signifikant geringer.
Obwohl das Einsatzteam weitestgehend auf Koffein verzichtet, verstehen sie es, konzentriert zu bleiben. Graf betont, dass Wetterchecks und ordentliche Vorbereitungen ebenfalls Teil ihres Jobs sind. „Wir dürfen niemanden gefährden“, so der erfahrene Pilot, der durch seinen Job viele Opfer gebracht hat. Die intensive Ausbildung sei kostspielig und langwierig, weshalb er seinem eigenen Sohn von einer Karriere in der Luftrettung abrät.
Der Mangel an Nachwuchs
Ein weiteres Problem in der Luftrettung ist der Mangel an Nachwuchs. Die Altersgrenze für Piloten liegt bei 60 Jahren, doch unter bestimmten Voraussetzungen können sie bis zum 65. Lebensjahr fliegen. „Wir sind die einzigen, die in der Nacht Windenbergungen in Deutschland und Österreich durchführen. Das macht uns stolz“, beschreibt Graf. Sein Wissen und seine Erfahrung sind für die ARA Flugrettung von unschätzbarem Wert, unterstreicht auch Thomas Jank, Geschäftsführer des Unternehmens: „Es ist ein Glück für jedes Unternehmen solche Leute wie Herbert an Bord zu haben.“
Die Herausforderungen in der Luftrettung sind vielseitig. Unsicherheit scheint oft mit den Einsätzen einherzugehen, aber die Zufriedenheit, Menschen in Not zu helfen, ist die treibende Kraft hinter dem unermüdlichen Engagement von Piloten wie Herbert Graf. Die Betonung von Fachwissen und Erfahrung ist essentiell, insbesondere wenn es um die Sicherstellung der Sicherheit der Besatzungen und der geretteten Personen geht.
Ein Blick auf die Zukunft
Die Luftrettung wird auch in den kommenden Jahren unverzichtbar bleiben, und es wird entscheidend sein, ausreichend qualifizierte Piloten auszubilden, um die hohen Standards aufrechtzuerhalten. Herbert Graf ist ein Beispiel für den idealen Einsatzleiter, der bereit ist, sein Wissen weiterzugeben und vielleicht eines Tages anderen erläutern wird, wie wichtig es ist, in der Luftrettung sowohl Mut als auch Leidenschaft einzubringen.
Die Rolle der Flugrettung im Notfallmanagement
Die Luftrettung spielt eine entscheidende Rolle im Notfallmanagement, insbesondere in geografisch schwierigen Regionen wie den Alpen. Die Fähigkeit, Patienten schnell zu erreichen und sie in spezialisierte Einrichtungen zu transportieren, kann oft über Leben und Tod entscheiden. In Österreich und Deutschland ist die Luftrettung besonders wichtig, da viele abgelegene Berggebiete nicht einfach per Straßenverkehr erreichbar sind. Die ARA Flugrettung hat sich auf solche spezifischen Anforderungen spezialisiert und bietet schnelle Einsätze sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten an.
Im Jahr 2022 waren die Notarzthubschrauber in Österreich insgesamt bei über 19.000 Einsätzen aktiv, was einen Anstieg von etwa 10% im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Diese Steigerung kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden, darunter die zunehmende Popularität von Outdoor-Aktivitäten und damit verbundene Unfälle. Statistiken des österreichischen Ministeriums für Inneres bestätigen, dass insbesondere im Sommer, wenn Wanderer und Kletterer aktiv sind, die Einsatzzahlen merklich steigen.
Technologie und Innovation in der Luftrettung
Mit der fortschreitenden Technologie hat sich die Effektivität der Flugrettungsdienste erheblich verbessert. Moderne Notarzthubschrauber sind mit fortschrittlichen Navigations- und Kommunikationssystemen ausgestattet, die präzise Einsätze auch bei widrigen Wetterbedingungen ermöglichen. Die Ausbildung der Piloten und des medizinischen Personals beinhaltet auch den Umgang mit diesen Technologien, um in Notfällen effizient agieren zu können.
Ein weiteres Beispiel für Innovation ist der Einsatz von Drohnen zur Unterstützung von Rettungseinsätzen. Diese können bei der Suche nach vermissten Personen in schwierigen Geländen eingesetzt werden und bieten dabei eine schnelle Sicht auf großflächige Gebiete, bevor ein Hubschrauber eintreffen kann. Forschungsergebnisse des Instituts für Rettungsmedizin machen deutlich, dass der Einsatz solcher Technologien die Reaktionszeiten erheblich verkürzt sowie die Sicherheit für die Rettungsteams erhöht.
Herausforderungen der Flugrettung
Trotz der Fortschritte stehen die Luftrettungsdienste vor zahlreichen Herausforderungen. Eine der größten ist der Personalmangel, der nicht nur in der Luftrettung, sondern im gesamten medizinischen Sektor zu beobachten ist. Viele erfahrene Piloten und Sanitäter gehen in den Ruhestand, während die Zahl der neuen Fachkräfte, die in diesen Beruf einsteigen, zurückgeht. Dies kann langfristig die Einsatzeffizienz beeinträchtigen und die Sicherheitsstandards gefährden.
Zusätzlich sind Notfälle in der Nacht eine besondere Herausforderung. Die ARA Flugrettung hebt hervor, dass sie die einzige Organisation in Deutschland und Österreich ist, die Windenbergungen nachts durchführt. Dies erfordert nicht nur hochqualifizierte Piloten, sondern auch spezialisierte Ausrüstungen und Verfahren, um die Sicherheit sowohl für die Retter als auch für die Betroffenen zu gewährleisten.