Ein folgenschwerer Flugunfall ereignete sich am 31. Juli 2022 in der Nähe des österreichischen Ortes Reutte. Eine Cessna 177B Cardinal stürzte auf das Dach eines Wohnhauses, nachdem der Pilot während des Startvorgangs mehrere kritische Fehler gemacht hatte. Glücklicherweise waren die Hausbewohner zur Unfallzeit nicht anwesend, doch die Insassen der Maschine erlitten schwere Verletzungen. Dieser Vorfall wirft wichtige Fragen zur Pilotenbildung, zur Luftfahrtsicherheit in Bergregionen und zur Aufmerksamkeit gegenüber vorgegebenen Flugverfahren auf.
Die unglücklichen Umstände des Unglücks
Der 54-jährige Pilot hatte am Vortag in Begleitung einer Passagierin den Flugplatz Reutte-Höfen (LOIR) angesteuert. Bereits zu diesem Zeitpunkt fiel er durch unkonventionelles Verhalten auf, indem er sich nicht an die veröffentlichten Anflugverfahren hielt. Am nächsten Tag wollte er nach Pfullendorf (EDTP) in Deutschland zurückfliegen. Das Wetter war günstig mit gutem Sicht und milden Temperaturen von 24 Grad Celsius.
Flugplatz Reutte-Höfen und seine Herausforderungen
Der Flugplatz liegt auf einer Höhe von 2807 Fuß über dem Meeresspiegel, und die Dichtehöhe betrug aufgrund der Temperatur um die 4300 Fuß. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit eines Flugzeugs. Piloten müssen bei der Planung ihrer Flüge in solchen Regionen besonders auf Dichtehöhe und anderen leistungsrelevanten Faktoren achten, um sicher abheben zu können. Der Start unter den gegebenen Bedingungen erforderte eine besondere Aufmerksamkeit, die der Pilot offenbar nicht zur Genüge aufbrachte.
Mangelnde Vorbereitung als kritischer Faktor
Die Ermittlungen der österreichischen Sicherungsuntersuchungsstelle des Bundes „SUB“ ergaben, dass der Pilot keinen Nachweis über eine ordnungsgemäße Flugvorbereitung hatte. Trotz Nutzung der Software SkyDemon konnte kein digitales Gerät im Wrack gefunden werden. Der Pilot hatte nur etwa 162 Stunden Flugerfahrung, davon 12:35 Stunden auf dem speziellen Modell der Cessna 177. Dies stellt ein Risiko dar, insbesondere in den herausfordernden Bedingungen der Alpen.
Der gefährliche Startverlauf
Bei der Analyse des Startvorgangs fiel auf, dass die Cessna ungewöhnlich lange auf der Piste rollte und erst nach 430 Metern abhob, während laut Handbuch 271 Meter ausgereicht hätten. Zusätzlich driftete das Flugzeug nach links beim Start, und die Landeklappen waren nicht korrekt eingestellt. Das Resultat war ein steiler Anstieg, gefolgt von einem plötzlichen Höhenverlust. Schließlich stürzte die Maschine auf ein Einfamilienhaus.
Technische Mängel und menschliche Fehler
Bei der technischen Untersuchung der Cessna fanden die Einsatzerheiter keine Mängel am Flugzeug. Jedoch war offensichtlich, dass der Pilot sich nicht an die Sicherheitsprozeduren hielt. Der Landeklappenhebel war auf 20 Grad eingestellt, während 15 Grad empfohlen wurden. Dies sowie die falsche Flugrichtung nach dem Abheben hat sich als entscheidend erwiesen, da der Pilot den veröffentlichten Abflugweg nicht befolgte und in ein Hindernisgebiet flog.
Ein Aufruf zur Achtsamkeit in der Luftfahrt
Der Vorfall verdeutlicht nicht nur die Herausforderungen der Luftfahrt in bergigen Regionen, sondern setzt auch einen klaren Fokus auf die Notwendigkeit einer umfassenden Ausbildung für Piloten. Die Erkenntnis, dass Erfahrung und sorgfältige Flugvorbereitung entscheidend für die Sicherheit sind, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Verantwortungsbewusste Vorbereitung und das Einhalten von Sicherheitsvorschriften sind unabdingbar, um das Risiko von Unfällen, wie dem in Reutte, zu minimieren.