Die Debatte um die Fußgängerzone im Untermarkt von Reutte sorgt seit Jahren für Gesprächsstoff. Am Montagabend trafen sich Bürger, Unternehmer und Politiker im Lina-Thyll-Saal der Musikschule, um ihre Ansichten und Bedenken zu diesem kontroversen Thema auszutauschen. Obwohl der Saal nicht ganz voll war, war das Interesse an der Veranstaltung spürbar.
Bürgermeister Günter Salchner betonte zu Beginn, dass seit Langem ein Handlungsbedarf besteht. „Wollen wir etwas Neues ausprobieren, oder lassen wir das Thema im schlimmsten Fall ruhen?“, fragte er die Anwesenden. Diese Fragen werfen wichtige Überlegungen für die Zukunft des Untermarktes auf, der sowohl lebenswert als auch wirtschaftlich tragfähig sein soll.
Die Sorgen der Unternehmer
Die anwesenden Unternehmer zeigten sich skeptisch gegenüber der Idee einer Fußgängerzone. Viele befürchten, dass diese Maßnahme ihrer wirtschaftlichen Existenz schaden könnte. Martin Leitner, Inhaber eines Schuhgeschäfts, drückte es klar aus: „Wenn die eigene Existenz auf dem Spiel steht, möchte man nicht monatelang experimentieren.“ Eine vorab durchgeführte Umfrage unter den Geschäftsinhabern bestätigte diesen Trend: Die Mehrheit sprach sich gegen eine Fußgängerzone aus, was schließlich auch die Kaufmannschaft Reutte bewog, sich gegen das Projekt zu positionieren.
In einem Vortrag berichtete Florian Schweiger über die positiven Erfahrungen aus Landeck, wo seit 2023 eine Sommer-Fußgängerzone besteht. Die ersten Evaluierungen zeigten, dass die Akzeptanz unter den Besuchern groß war, auch wenn sich nicht alle Unternehmer glücklich schätzen konnten. Doch diese Erfahrungswerte änderten wenig an der Skepsis der Reuttener Unternehmer.
Ein Rundumschlag kam von den Geschäftsinhabern: Statt einer Fußgängerzone wünschen sie sich eine Belebung des Untermarktes, nicht deren Beruhigung. Der Wunsch nach mehr Parkplätzen und weniger „Zubehör“ wie Blumentrögen war klar zu hören. Ein Unternehmer bemerkte kritisch, dass die Frage nicht darauf abzielen sollte, „wie wir den Untermarkt beruhigen“, sondern wie man ihn lebendig halten kann. Dies führte zu Unverständnis seitens des Bürgermeisters, der daraufhin entgegnete: „Wie bitte? Mehr Verkehr? Was soll ich davon halten?“
Ein gespaltenes Publikum
An diesem Abend waren auch verschiedene Gemeinderäte anwesend. Eine der Initiatorinnen zur Diskussion über die Fußgängerzone, GR Margit Dablander von den Grünen, sprach sich leidenschaftlich für den Versuch einer temporären Fußgängerzone aus. Sie plädierte dafür, diesen Schritt zu wagen und eine Evaluation im Nachgang durchzuführen. Dagegen ergriff Vizebürgermeister Klaus Schimana (ÖVP) das Wort, um die Sorgen der Unternehmer zu betonen. „Die können sich keine Umsatzverluste erlauben. Das müssen wir berücksichtigen!“, äußerte er sich zur kontroversen Thematik.
Am Ende des Abends war klar, dass die Meinungen stark auseinandergehen. Bürgermeister Salchner kündigte an, die Diskussionen in den zuständigen Gremien und im Gemeinderat weiterzuführen, um bald eine Entscheidung zu treffen. Die Frage bleibt, ob Reutte den kühnen Schritt wagt oder weiterhin in der jetzigen Situation verharrt.
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