In einem aufschlussreichen Abend am Campus Lienz stand das Thema „Männerrollen im Wandel“ im Mittelpunkt einer Veranstaltung, die rund 50 Interessierte anzog. Am 17. September wurde im Rahmen der #machkeinenUnterschied-Kampagne über die veränderten Erwartungen an Männlichkeit diskutiert. Diese Initiative zielt darauf ab, veraltete Geschlechterklischees zu hinterfragen und eine Gleichstellung der Geschlechter zu fördern.
Die Veranstaltung eröffnete Professor Paul Scheibelhofer von der Universität Innsbruck mit einem provokanten Vortrag. Er thematisierte die Strukturen des Patriarchats und deren Einfluss auf Männer in der heutigen Gesellschaft. Scheibelhofer erläuterte, dass viele Männer unter den durch sie selbst geschaffenen Geschlechterrollen leiden. Er wies darauf hin, dass besonders Kinder und Jugendliche von diesen tradierten Vorstellungen negativ beeinflusst werden.
Die Belastung durch patriarchale Normen
In seinem Vortrag „Rolle vorwärts, Rolle rückwärts? Vom Wandel und vom Stillstand der Männerrolle“ verdeutlichte Scheibelhofer, wie schädlich die gegenwärtigen Erwartungen an Männlichkeit für die individuelle Entwicklung sind. Der Druck, ständig im Wettbewerb zu stehen und die eigene Position zu behaupten, führt dazu, dass emotionale Qualitäten wie Fürsorge und Mitgefühl in den Hintergrund gedrängt werden. „Männer müssen sich von der Rolle des Mannes lösen und Mensch werden,“ erklärte er eindringlich und forderte ein Umdenken, um eine offenere Gesellschaft zu schaffen.
Im zweiten Teil des Abends konnten die Teilnehmer der Lesung von Klaus und Hosea Ratschiller, einem Vater-Sohn-Gespann, lauschen. Aus ihrem Buch „Den Vater zur Welt bringen“ lasen sie und entblätterten humoristisch und tiefgründig die komplexen Rollenbilder von Vätern. Ihr interaktiver Dialog stellte die traditionelle Vorstellung des Vaters infrage und präsentierte das Konzept des „Vaterns“ als kreative Auseinandersetzung mit der väterlichen Rolle, das weit über die biologische Vaterschaft hinausgeht.
Ein gelungener Austausch
Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Podiumsdiskussion, in der die Teilnehmer aktiv in die Debatte einbezogen wurden. Andreas Huber vom Verein „Mannsbilder“ diskutierte gemeinsam mit anderen Panel-Teilnehmern die unterschiedlichen Facetten der Männlichkeit und deren evolutionären Wandel in der heutigen Zeit. Die Veranstaltung erwies sich als sehr positiv und Regte zum Nachdenken an, wie Geschlechterrollen in Zukunft neu interpretiert werden können.
Die #machkeinenUnterschied-Kampagne ist Teil eines größeren Projekts, das auf die Notwendigkeit aufmerksam macht, stereotype Geschlechterrollen zu überdenken und zu reformieren. Durch solche Veranstaltungen wird ein Raum für Dialog geschaffen und das Bewusstsein für die Bedeutung einer gleichwertigen Gesellschaft gefördert. In der Planung stehen weitere Events, die das Thema der Gleichstellung aufgreifen. Interessierte sind eingeladen, sich über die Kampagne und zukünftige Veranstaltungen auf der Webseite www.machkeinenunterschied.at zu informieren.