Die Situation am Unteren Aubachweg in Wörgl hat sich in den letzten Wochen dramatisch verschärft. Urplötzlich wurde der beschauliche Straßenabschnitt zum Schauplatz von Überschwemmungen, die das Leben der Anwohner:innen unvermittelt verändert haben. Normalerweise als willkommene Abkühlung während einer Hitzewelle empfunden, haben die jüngsten Regenfälle in dieser Gegend fatale Folgen. Die Gullys vor den Haustüren sind infolge der intensiven Niederschläge überlastet, was dazu führt, dass nicht nur Wasser, sondern auch unangenehme Abwässer in die Gärten der Anwohner:innen eindringen.
Besonders die Anwohner:innen des Unteren Aubachwegs sehen sich gezwungen, ihre Wohnqualität drastisch herabgesetzt. Ein betroffenes Ehepaar schildert: „Wir sind es leid, dass nach jedem Regen unsere Keller und Garagen unter Wasser stehen. Diese wiederholten Schäden summieren sich schon auf eine erhebliche Schadenshöhe.“ Die Stadtwerke Wörgl fühlen sich hierbei jedoch nicht verantwortlich und berufen sich auf „höhere Gewalt“. So bleibt den Betroffenen nichts anderes übrig, als selbst tätig zu werden.
Eigenverantwortung der Anwohner
Mit viel Eigeninitiative versuchen die Anwohner:innen, dem drohenden Schaden entgegenzuwirken. Sie haben eine Barriere vor den Parkplätzen und der Tiefgarageneinfahrt errichtet, um das Wasser davon abzuhalten, unkontrolliert in ihre Räumlichkeiten zu fließen. „Das hat uns einige Tausend Euro gekostet“, so ein Anwohner, der sichtlich genervt von der Untätigkeit der Stadtwerke ist.
Zu ihrem Entsetzen mussten die Anwohner:innen kürzlich feststellen, dass nicht nur Wasser, sondern auch fäkalienhaltige Abwässer und Hygieneartikel wie Tampons in ihre Gärten gespült wurden. Dies wirft die Frage auf, wie es überhaupt dazu kommen kann, dass der Abwasserkanal, der für gewöhnlich nur Schmutzwasser ableiten sollte, bei normalen Regenfällen überlastet ist und solche Inhalte abgibt.
Die Stadtwerke Wörgl ziehen sich hinter der Floskel „höhere Gewalt“ zurück. Ein Anwohner äußert verständnislos: „Warum geschieht das in einem neueren System? Warum sind diese Probleme nicht vorhergesehen worden?“ Diese grundlegenden Fragen bleiben unbeantwortet. Als eine Agonie in ihrer Kommunikation sehen die Anwohner:innen die Tatsache, dass die Stadtwerke auf ihre Eingaben nur spärlich reagieren.
Eindeutige Schadenssummen
Die Situation eskalierte erneut, als ein weiterer Regenfall die bereits geschädigten Bereiche heimsuchte. Schätzungen zufolge flossen bei diesem Ereignis etwa 30.000 Liter Wasser ungehindert in die Gärten. „Hätte sich diese Menge im Normalzustand entleert, wäre der Schaden für die gesamten Wohnungen katastrophal gewesen“, schildert ein Anwohner die drastischen Folgen, die ein solcher Wassereinbruch mit sich bringen könnte.
Die erschreckende Schadenssumme beläuft sich inzwischen auf einen fünfstelligen Betrag. Erneut wandten sich die Anwohner:innen an die Stadtwerke, um auf die Situation hinzuweisen. Doch die Antwort blieb aus: „Keine Reaktion auf unsere E-Mails, nur ein Oberflächenangebot für eine mögliche Deckeländerung. Dabei bleibt die Frage, warum uns hier nicht längst geholfen wird.“ Auch auf lokalen Plattformen, wie „Bürgermeldungen Wörgl“, wurden die Anfragen lediglich mit der Bemerkung beantwortet, dass man „weitere Maßnahmen evaluiert“, ohne dass ein klarer Zeitrahmen oder Handlungsplan entworfen wird.
Die Nervosität der Anwohner:innen wächst, während sie an einem kontinuierlichen Austausch mit den Stadtwerken festhalten. In einer Stellungnahme der Stadtwerke wird klargestellt, dass keine wiederkehrenden Probleme im Kanalnetz festzustellen seien. Sie geben allerdings zu, dass es während der Starkregenereignisse am 7. und 17. August zu den kritischen Wasseraustritten gekommen ist.
Jakob Unterberger von den Stadtwerken macht deutlich, dass es sich hierbei um „außergewöhnliche Starkregenereignisse“ handele, bei denen die bestehenden Kanalisationen schlichtweg überfordert worden wären. Jährlich investiert die Stadt in die Instandhaltung des Kanalsystems rund 500.000 Euro. Dennoch bleibt die Frage im Raum stehen, wie es sein kann, dass solche extreme Wetterereignisse so viele Unannehmlichkeiten verursachen können.
Das Problem wird augenscheinlich durch die Art der Kanalisation verstärkt. Unterberger klärt auf: Der Abwasserkanal am Unteren Aubachweg ist ein Mischwasserkanal, was bedeutet, dass sowohl Regen- als auch Schmutzwasser hier abgeleitet werden. Dies hat möglicherweise direkte Auswirkungen auf die Überlastung bei starkem Regen. Ob die Stadtwerke tatsächlich die Verantwortung tragen oder ob es sich um höhere Gewalt handelt, wird nun von einem Gutachter bewertet.