Kitzbühel

Wenn Eltern alt werden: Volker Kitz über Demenz und Verantwortung

Volker Kitz teilt in seinem berührenden Essay über seinen an Demenz erkrankten Vater die Achterbahn der Emotionen und die Herausforderungen der familiären Verantwortung – hören Sie mehr in „NDR Kultur à la carte"!

Die Frage, was es bedeutet, wenn unsere Eltern älter werden, sowie die Herausforderungen, die damit verbunden sind, ist ein Thema, das viele von uns betrifft. Der Publizist und Bestsellerautor Volker Kitz hat diese Thematik aufgegriffen und in seinem neuesten Werk „Alte Eltern. Über das Kümmern und die Zeit, die uns bleibt“ niedergeschrieben. Kitz geht dabei auf die emotionalen und praktischen Aspekte ein, die sich aus der schleichenden Veränderung im Leben seiner Eltern ergeben, insbesondere im Hinblick auf den fortschreitenden Gesundheitszustand seines Vaters.

Kitz schildert in seinem Essay, wie sich die Dynamik innerhalb der Familie durch Krankheiten und alternde Eltern verändert. Er beschreibt eindringlich die Momente, in denen die Verantwortung für das Wohl seiner Eltern auf ihn übertragen wurde, und die damit verbundene Mischung aus Hoffnung und Hilflosigkeit. Der Autor thematisiert die emotionale Achterbahnfahrt, die er durchleben musste, während er sich um seinen Vater kümmerte – eine Person, die für ihn immer eine Quelle der Stärke war, die nun aber anfing, schwächer zu werden.

Einblicke in persönliche Erfahrungen

In einem Gespräch mit Martina Kothe in der Sendung „NDR Kultur à la carte“ erklärt Kitz, wie bedeutend es für ihn war, den Schreibtisch zur Hand zu nehmen und seine Gedanken und Gefühle zu Papier zu bringen. Diese Form des Schreibens wurde für ihn nicht nur zu einer Art der Verarbeitung, sondern auch zu einem Werkzeug, um der aufkommenden Hilflosigkeit zu begegnen, die sich durch die Erkrankung seines Vaters eingestellt hat. Besonders die Demenz, von der sein Vater betroffen ist, stellt eine enorme Herausforderung dar.

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Der Autor beleuchtet, was es bedeutet, einem geliebten Menschen beim Verfallen in eine solche Krankheit zuzusehen. Der Verlust von Erinnerungen und die schleichende Abnahme von Fähigkeiten machen nicht nur dem Betroffenen zu schaffen, sondern belasten auch die Angehörigen. Kitz geht der Frage nach, wie wichtig Empathie in diesen schwierigen Zeiten ist und welche Rolle sie im Zusammenspiel von Eltern und Kindern spielt.

Kitz‘ Buch ist somit nicht nur ein persönlicher Bericht, sondern auch eine Reflexion über die Themen Leben, Tod und das Weitergeben von Werten und Erinnerungen. In seinen Erzählungen finden sich universelle Wahrheiten, die viele Menschen nachvollziehen können, besonders in einer Zeit, in der die Gesellschaft immer älter wird und die Herausforderungen im Umgang mit älteren Angehörigen zunehmen.

Bedeutung für Generationen

Der literarische Essay von Volker Kitz ist von großer Bedeutung, da er nicht nur die individuelle Situation von Kitz und seinem Vater dokumentiert, sondern auch die vielen unausgesprochenen Gedanken und Ängste widerspiegelt, die viele Menschen im Umgang mit alternden Eltern haben. Es ist ein Thema, das viele betrifft, jedoch oft als tabu angesehen wird. Durch das öffentliche Teilen seiner Erfahrungen möchte Kitz dazu anregen, das Gespräch über das Altern und die damit verbundenen Herausforderungen zu suchen.

Sein Werk gibt den Lesern die Möglichkeit, sich mit ihren eigenen Erfahrungen auseinanderzusetzen und bietet dabei Trost in der Erkenntnis, dass man mit seinen Gefühlen und Ängsten nicht allein ist.

Kunst als Heilmittel

Kitz zeigt, wie das Schreiben als eine Art Therapie dienen kann. Durch die Auseinandersetzung mit der Situation und dem Festhalten seiner Gedanken findet er einen Weg, die belastenden Emotionen zu verarbeiten. Es wird deutlich, dass kreatives Schaffen wie das Schreiben nicht nur eine künstlerische Betätigung ist, sondern auch eine Möglichkeit, mit Trauer und Verlust konstruktiv umzugehen. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgeschichte und der Geschichte seiner Familie wird zu einem Weg, Klarheit zu gewinnen inmitten der Ungewissheit, die das Altern mit sich bringt.

Die Herausforderung, für ältere Eltern zu sorgen, ist ein Thema, das viele Menschen betrifft, besonders in Gesellschaften mit einer alternden Bevölkerung. Die Wasserscheide, an der viele Kinder ihre Eltern nicht nur emotional, sondern auch physisch unterstützen müssen, wird oft als „Sandwich-Generation“ bezeichnet. Diese Bezeichnung beschreibt Menschen, die sowohl für ihre eigenen Kinder als auch für ihre alternden Eltern Verantwortung tragen. Statistiken zeigen, dass in Deutschland bis 2060 jeder Dritte über 65 Jahre alt sein wird, was den Druck auf die Angehörigen erhöht. Für viele bedeutet dies, dass sie sich nicht nur um den täglichen Alltag kümmern müssen, sondern auch um die spezifischen Gesundheitsbedürfnisse ihrer Eltern.

Darüber hinaus entwickeln Gesellschaften immer mehr Unterstützungssysteme für pflegende Angehörige. Dies schließt Informationsangebote, Hilfsdienste und sogar finanzielle Unterstützung ein. Beispielsweise bietet die Bundesregierung in Deutschland eine Vielzahl von Programmen an, die darauf abzielen, die Belastung für pflegende Angehörige zu verringern. Das Pflegezeitgesetz ermöglicht es Arbeitnehmern, sich für einen bestimmten Zeitraum von der Arbeit freistellen zu lassen, um ihre pflegebedürftigen Angehörigen zu unterstützen. Diese gesetzlichen Regelungen werden zunehmend als Grundlage für eine bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben betrachtet.

Die Rolle der Demenz in der familiären Verantwortung

Die Erkrankung von Volker Kitz‘ Vater an Demenz macht deutlich, wie komplex und herausfordernd die Pflege alternder Eltern sein kann. Demenz ist nicht nur eine medizinische Erkrankung, sondern hat auch weitreichende psychosoziale Folgen. Studien zeigen, dass Angehörige von Menschen mit Demenz oft unter erheblichem emotionalen Stress leiden. Eine Untersuchung des Robert Koch-Instituts (RKI) hebt hervor, dass etwa 70 Prozent der pflegenden Angehörigen physische oder psychische Probleme erleben, die vielfältige Auswirkungen auf ihr Leben haben.

Familien stehen oft vor der schwierigen Entscheidung, ob sie ihre Eltern zu Hause pflegen oder professionelle Pflege in Anspruch nehmen sollten. Der persönliche Kontakt und die gemeinsame Zeit sind für viele von höchster Bedeutung, dennoch kann die ständige Betreuung eine enorme Belastung darstellen. Hierbei spielt das Schreiben, wie Volker Kitz es in seinem Essay beschreibt, eine wichtige Rolle als Ventil, um Gedanken und Emotionen zu verarbeiten.

Emotionaler und psychologischer Einfluss der Pflege

Die emotionale Last, die mit der Pflege älterer Angehöriger einhergeht, ist oft sehr hoch. Angehörige erleben häufig eine Mischung aus Trauer, Angst und Schuldgefühlen, wenn sie Veränderungen im Verhalten oder der Gesundheit ihrer Eltern beobachten. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass diese emotionalen Belastungen zu einem erhöhten Risiko für Depressionen und Angststörungen bei den pflegenden Angehörigen führen können. Laut einer Untersuchung der Universität zu Köln sind pflegende Angehörige im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung dreimal häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen.

Darüber hinaus ist die Kombination aus emotionalem Stress und praktischen Sorgen, wie etwa finanziellen Engpässen durch zusätzliche Pflegekosten, ein nicht zu unterschätzender Faktor. Immer mehr Menschen erkennen die Notwendigkeit von Selbsthilfegruppen oder professioneller Unterstützung, um mit diesen Herausforderungen umzugehen. Die Suche nach Hilfe und der Austausch mit anderen Betroffenen kann nicht nur emotionale Entlastung bringen, sondern auch praktische Tipps für den Umgang mit den spezifischen Herausforderungen der Pflege von Angehörigen bieten.

Quelle/Referenz
ndr.de

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