Ein amerikanischer Literaturwissenschaftler erlebte kürzlich die „aufregendste Woche seines Forscherlebens“ in Tirol. Hermann F. Weiss, 87 Jahre alt, machte einen spektakulären Fund in der Bibliothek des Landesmuseums im Innsbrucker Ferdinandeum. Dabei handelt es sich um fünf bisher unbekannte Briefe des deutschen Schriftstellers Heinrich von Kleist, die als „Jahrhundertfund“ in der Literaturwissenschaft gefeiert werden.
Weiss, der normalerweise in der US-Kleinstadt Dexter in Michigan lebt, ist schon lange ein Kenner von Kleists Leben. Mit großer Gewissheit vermutete er, dass der Briefwechsel zwischen Kleist und seinem engen Freund, dem österreichischen Diplomaten Joseph von Buol-Berenberg, noch existieren müsse. Vor zwei Jahren kontaktierte er deshalb das Landesmuseum mit seiner Vermutung und fühlte sich dabei wie ein Literatur-Detektiv.
In einer Obstkiste des umfangreichen Nachlasses von Buol-Berenberg stieß Weiss schließlich auf die fünf bisher unbekannten Briefe Kleists. Diese entstanden in den Jahren 1809 und 1810, kurz vor Kleists tragischem Tod. Einige der Briefe beschäftigen sich auch mit der politischen Situation der damaligen Zeit. Ein Brief von Kleist beklagt beispielsweise das Fehlen von Rettung für Deutschland und die Aussichtslosigkeit der Veröffentlichung seiner politischen Schriften.
Der Leiter der Landesmuseum-Bibliothek, Roland Sila, betonte die enorme Bedeutung des Fundes für die Wissenschaft und weitere Forschung. Der Briefwechsel wird im „Kleist-Jahrbuch 2024“ veröffentlicht, und damit wird dieses außergewöhnliche Kapitel deutscher Literaturgeschichte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Der Fund dieser unentdeckten Briefe erhellt nicht nur bisher unbekannte Facetten des bekannten Schriftstellers Kleist, sondern bietet auch Einblicke in die politische und persönliche Sphäre dieser Zeitperiode. Diese Entdeckung markiert zweifellos einen Meilenstein in der Literaturforschung und öffnet neue Türen für die Erforschung des deutschen Klassikers. Interessierte Leser können weitere Informationen zu diesem faszinierenden Fund unter www.fr.de erhalten.