Die Frage nach der Heimat stellt sich für viele Südtiroler immer dringlicher. Auf einer Tagung, die am Samstag in Bozen in Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck und dem Südtiroler Schützenbund stattfand, wurde dieser komplexe Begriff behandelt. Experten diskutierten unter dem Motto „Heimat – ein regionaler Begriff, ein universeller Wert“ die verschiedenen Perspektiven, die Menschen auf ihre Heimat haben.
Für viele Studierende, die außerhalb Südtirols ihren Abschluss gemacht haben, bleibt die Rückkehr in die Heimat nach dem Studium oft aus. Professor Peter Hilpold, ein Rechtswissenschaftler an der Universität Innsbruck, stellte fest, dass immer mehr Absolventen nach Arbeitsmöglichkeiten in der Schweiz oder in Österreich suchen. Dies zeigt, dass sie in ihrer Heimat keine Aussicht auf eine berufliche Zukunft sehen. Hilpold betont: „Schlimm ist es aber dann, wenn man im Land selbst keine Zukunftsperspektiven sieht und deshalb gezwungen ist, sich anderswo niederzulassen.“
Kritische Arbeitsmarktsituation
Die anhaltende Abwanderung hat Gründe, die sich nicht nur auf individuelle Entscheidungen zurückführen lassen. Hilpold führt das niedrige Lohnniveau und den teuren Wohnraum in Südtirol an, die es für junge Menschen nahezu unmöglich machen, sich im eigenen Land niederzulassen. „Wir stehen immerhin im Vergleich zu den anderen Regionen der Euregio nicht so gut da“, erklärte er weiter. Das zeigt ein deutliches Ungleichgewicht in Bezug auf Arbeitsmöglichkeiten und Lebenshaltungskosten.
Die Politik muss daher aktiv werden, um die Rahmenbedingungen für junge Erwachsene zu verbessern. Hilpold fordert, dass die Verantwortlichen Anreize schaffen, damit Jugendliche in ihrem Heimatland bleiben und ihre Talente entfalten können. Gleichzeitig erkennt er an, dass viele Herausforderungen über die Kontrolle der regionalen Politik hinausgehen und oft mit landesweiten Entwicklungen zusammenhängen.
Ein zentraler Punkt in der Diskussion ist daher die Notwendigkeit einer offenen Debatte über die bestehenden Probleme. „Man muss die Probleme einfach auch ansprechen und nach Lösungen suchen“, so Hilpolds Appell an die politischen Entscheidungsträger. Die Verlagerung der Diskussion auf die tatsächlichen Herausforderungen könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein, um die heimische Jugend an Südtirol zu binden und Rückkehrer zu gewinnen.
Die Tagung und die angesprochenen Themen zeigen, dass es nicht nur um individuelle Schicksale geht, sondern dass auch strukturelle Veränderungen notwendig sind, um den Verbleib junger Menschen in Südtirol zu fördern. Diese Thematik wird auch von verschiedenen politischen Parteien immer wieder thematisiert und sollte weiterhin im Fokus der Öffentlichkeit bleiben.